Die hohe Uhrmacherei ist eine Kunst für sich!

Traditionsgemäss werden die Werke in der mechanischen Uhrmacherei durch elegante Vollendungen und Dekorationen aufgewertet, die bei besonders prestigeträchtigen Modellen sogar von Hand ausgeführt werden. Das vor Kurzem anlässlich seines 125. Geburtstags überarbeitete Regelwerk des Genfer Stempels schreibt diese beispielsweise vor. Auch das kleinste Teil sowie die versteckten Oberflächen müssen angliert, poliert, langgezogen, geschliffen, abgerichtet, rolliert, perliert und mit Genfer Streifen oder ähnlichem Dekor verziert werden, um jegliche Fertigungsspuren zu beseitigen. Das weiterhin fakultative und nur den Manufakturen des Kantons Genf vorbehaltene Gütesiegel kann folglich nicht die uhrmacherische Meisterhaftigkeit der ganzen Schweiz wiedergeben. Roger Dubuis ist heute die einzige Marke, die ihre gesamte Produktion den harten Kriterien dieses Gütesiegels unterzieht. Das neue Regelwerk feierte die Marke mit dem in nur acht Exemplaren aufgelegten Modell Excalibur Tourbillon volant Chronographe Mono-poussoir.

 

Mechanische Inszenierung

Die Skelettwerke sind zweifellos das beste Aushängeschild für die traditionell gewachsene reine Uhrmacherkunst. Ursprünglich handelte es sich um klassisch gefertigte Werke, bei denen die meisten Elemente durchbrochen und graviert wurden. Heute erneuert sich dieses Genre durch atemberaubende architektonische Forschungsarbeiten. Die teilweise oder ganz sichtbaren Werke werden immer diversifizierter dreidimensional in Szene gesetzt und sind fester Bestandteil des gesamtheitlichen Designs der Uhr. Es handelt sich dabei um neu überarbeitete Konstruktionen wie bei den Drei Goldbrücken von Girard-Perregaux sowie der Golden Bridge von Corum bis hin zu absolut zeitgenössischen Kreationen wie bei Richard Mille, die heute als Referenz dienen. Der 3D-Trend reicht von originellen Anzeigen bis zu kugelförmigen Darstellungen von Tourbillon, Mond und Erde.

 

Überlieferte Traditionen …

Bei der Ausstattung bilden die Dekorationen mit der Form eine Einheit, um dem Zeitmesser noch mehr Persönlichkeit zu verleihen. Einige sind sogar zu regelrechten Wahrzeichen von Marken oder Kollektionen geworden. Dazu zählen die Rändelungen bei Breguet, die Kaisersäulen bei DeWitt, die Guillochage der Calatrava bei Patek Philippe, die Zierleisten der Polo bei Piaget und das Tapisserie-Motiv der Royal Oak bei Audemars Piguet. Die Dekorationen auf Gehäuse und Zifferblatt sind oft speziellen Modellen vorbehalten. Ganz allgemein handelt es sich meist um überlieferte Techniken wie Juwelenfassen, Gravur, Guillochage, Intarsien und Emailarbeiten – Grubenschmelz, Feueremail bzw. Miniaturmalerei –, die heute wieder hoch im Kurs stehen. Sie sind beliebig kumulierbar, wobei vor allem bei den Herrenmodellen, die wir hier bevorzugt haben, in diesem Zusammenhang die Qual der Wahl besteht. Gleichzeitig halten aber auch bisher in der Uhrmacherei noch nicht bekannte Techniken ihren Einzug.

… und neuartige Techniken

Zu den Spezialisten auf diesem Gebiet zählen die Marke Patek Philippe, die die Kunsthandwerke immer hoch gehalten und jedes Jahr eine Kollektion an Unikaten bzw. Sonderserien präsentiert, Cartier mit der Kollektion Cartier d’Art, Vacheron Constantin mit der bemerkenswert innovativen Kollektion Métiers d’Art, Jaeger-LeCoultre mit zahlreichen Serien und Spezialanfertigungen für die Reverso sowie Bovet als Spezialistin für Gravur und Email als Hommage an die Wurzeln der Marke. Die Dekorationen von ArtyA und Romain Jerome sind ausgefallener. 2012 feiern mehrere Kreationen das chinesische Jahr des Drachen. Ausserdem gibt es erstmals Uhren mit Stroh-intarsien. Hermès nutzt diese Technik für die berühmten Krawatten-, Winkel- sowie Quadratmuster und Cartier für einen Koalabären.


Die Uhrenfachjournalistin enthüllt die Neuheiten und pflegt die Rubrik 12. Kunst (Kunst der Zeitmessung), die eine Parallele mit den klassischen Künsten zieht.

Review overview
})(jQuery)