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Karl-Friedrich Scheufele – Kopräsident, Chopard

Sie haben eben erst Ihre neue Kollektion Alpine Eagle vorgestellt. Welche Reaktion hat Sie am meisten überrascht?

Bei den ersten Präsentationen fand die Kollektion Alpine Eagle bei unseren Händlern durchweg Zustimmung. Das kommt selten vor! Alle standen ihr positiv gegenüber. Man spürt im Laufe eines Gesprächs ziemlich schnell, ob das Gegenüber tatsächlich begeistert oder nur höflich ist. Viele von ihnen haben sogar für sich selbst eine bestellt. Bis jetzt findet die Version mit dem blauen Zifferblatt den meisten Anklang. Die Harmonie mit dem Metall ist sehr gelungen. Genau diese Uhr habe ich auch für mich ausgewählt. Ich liebe Blau und insbesondere diesen Farbton. Es ist allerdings das erste Mal, dass ich eine Chopard-Uhr mit Blau trage. Natürlich ist das eine Frage des Geschmacks, denn mein Sohn hat sich für das graue Zifferblatt entschieden.

«Die Alpine Eagle ist zurzeit die einzige Kollektion mit dem aussergewöhnlichen Metall Lucent Steel A223.»

War der generationsübergreifende Schaffensprozess bei der Alpine Eagle mit Ihrem Sohn einfacher als damals, als Sie Ihrem Vater die St. Moritz vorschlugen?

Sowohl die heutige Zusammenarbeit mit meinem Sohn an der Kollektion Alpine Eagle als auch die damalige mit meinem Vater stellte sich als hervorragende Lektion hinsichtlich Geduld und Verständnis heraus. Die Zusammenhänge bei der Kreation einer neuen Uhr zu erfassen ist schwierig, und zwischen 3D-Darstellung und Produktion liegt ein weiter Weg. Mein Sohn hat erfahren, wie sorgfältig alle Details durchdacht und verwirklicht werden müssen und dass der Prototyp für die Benutzerfreundlichkeit der Uhr einige Entwicklungen durchlaufen muss. In seinem Alter habe ich das Gleiche empfunden, nur dass es damals weder 3D-Darstellungen noch Wachsmodelle und manchmal nur ein Aquarell gab. Uns standen weit weniger Hilfsmittel zur Verfügung!

Wird das für die Alpine Eagle entwickelte Metall Lucent Steel A223 in Zukunft auch in anderen Kollektionen eingesetzt?

Zunächst möchte ich klarstellen, dass die Entwicklung des Lucent Steel lange vor den ersten Pinselstrichen für die Alpine Eagle begann, dass sein Einsatz sich im Lauf des Projekts aber als eine Selbstverständlichkeit herausstellte. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dieses ausserordentliche Metall der Alpine Eagle vorbehalten, vor allem weil sich dieser Werkstoff nicht so leicht verarbeiten lässt wie Stahl. Viele Verfahren und Maschinen mussten angepasst werden. Bei diesem Werkstoff muss man schrittweise vorgehen. Später wird er auch in anderen Kollektionen eingeführt.

Was möchten Sie als Bergfreund mit der Eagle Wings Foundation erreichen?

Wissen Sie, ich habe mich bereits vor 20 Jahren für die von Prinz Sadruddin Aga Khan ins Leben gerufene Stiftung Alp Action eingesetzt, mit der wir jedes Jahr ein Projekt in der Alpenregion und insbesondere in den Berner Alpen durchführten. Leider ist sie zusammen mit ihm erloschen, und ich hatte mir immer versprochen, auf die eine oder andere Weise weiterzumachen. Nicht nur, weil er mir nahestand, sondern auch weil ich die Berge liebe, in denen ich bei meinen Skitouren mit Steigfellen unterwegs bin. Wir haben alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen, und der Ansatz der Eagle Wings Foundation überzeugte uns. Er geht weit über das Tier hinaus und richtet die Aufmerksamkeit auf diese wunderbare Alpenwelt, für die man am besten sofort die Ärmel hochkrempeln sollte.

Welche Highlights erwarten Sie 2020 für Chopard?

Neben unseren wichtigen Veranstaltungen wie der Mille Miglia und den Filmfestspielen von Cannes werden wir natürlich auch Aktionen rund um die Eagle Wings Foundation starten. Parallel dazu haben wir mit einem Programm zur Renovierung unserer Geschäfte begonnen, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Das ist ein sehr grosses Projekt. Die Londoner Boutique wurde vor Kurzem für ihre Neugestaltung ausgezeichnet. 2020 ist unsere Boutique am Place Vendôme an der Reihe, genauso wie unser Pariser Hotel, dem zweijährige Bauarbeiten bevorstehen. Unser Netzwerk zählt weltweit 150 Geschäfte. Kundenpflege ist für uns also von allererster Wichtigkeit.

Was halten Sie vom Aufschwung der Gebrauchtuhren mit dem Prädikat «certified pre-owned»?

Wenn dem Kunden ein besser strukturierter und sichererer Markt zugutekommt und er sich dadurch eine bei einem seriösen Händler garantierte Gebrauchtuhr gönnen kann, ist es meiner Ansicht nach eine gute Sache für die Uhrmacherei. In unserer Branche fasst dieser Ansatz nur langsam Fuss, während er in anderen Bereichen gang und gäbe ist. Im Automobilsektor wird es als normal empfunden, dass ein Händler auch kontrollierte und garantierte Gebrauchtwagen verkauft. Auf lange Sicht ist es nicht ausgeschlossen, dass auch wir unseren Kunden diesen Service bieten.

Was ist Ihnen von Ihrer Erfahrung als GPHG-Jurymitglied nach dem Gewinn des Goldenen Zeigers 2017 besonders in Erinnerung geblieben?

Für mich war der Grand Prix d’Horlogerie de Genève schon immer eine wunderbare Initiative. Es ist eine grossartige Möglichkeit, die schöne Uhrmacherkunst im Allgemeinen zu fördern. Die Jury-Teilnahme 2017 und 2018 als Gewinner des Goldenen Zeigers war ein spannendes Erlebnis und förderte zudem die Aufgeschlossenheit, vor allem, wenn man mit den anderen Jurymitgliedern diskutiert und verschiedene Ansichten zu den Uhren aufeinandertreffen. Das hat mir ein besseres Bild davon vermittelt, wie die Uhren ausgewählt werden. In diesem Jahr habe ich die Ausstellung der 80 Uhren im Genfer Museum für Kunst und Geschichte besucht. Für die breite Öffentlichkeit ist es eine unglaubliche Gelegenheit, sie auf diese Weise aus nächster Nähe sehen zu dürfen.

Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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