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Im Garten der Eitelkeiten

Grüne Edelsteine gehören zu den begehrtesten dieser Welt. Wer Tsavorit, Turmalin, Peridot und natürlich den Smaragd begehrt, hat nicht nur einen kostspieligen Geschmack, sondern sehnt sich auch ein wenig nach Unsterblichkeit.

Ω enn demnächst wieder die dunkle Fee «Maleficent» im Kino den Aufstand probt und ihr Ring giftgrün erglüht, dann ist es nicht nur um das Königreich, sondern auch um uns geschehen. Erheben sich im gleichen Atemzug auch noch die Naturgewalten, sitzt man besser nicht zwischen den Fronten. So wie damals vor 65 Millionen Jahren, als Feuer und Wasser die Smaragde schmiedeten, deren tiefes Grün das Paradies verspricht. Entdeckt von den Ägyptern, als Talisman von den Römern angebetet – sie glaubten, der Stein ändere seine Farbe, wenn jemand lügt – stehen heute die wichtigsten Smaragdminen in Kolumbien und Brasilien, wo sie von den Eroberern auf der Suche nach dem Eldorado gefunden wurden. Die Smaragdstadt gibt es zwar nur im Märchen vom «Wizard of Oz» und ihre Interpretation seit Kurzem auch in Bulgaris Schmuckschatulle Cinemagia in Form eines gleichnamiges Colliers mit einem zentral platzierten, 21,49 Karat schweren Smaragd.

Smaragdgärten hat indes schon jeder erblickt. So nennen die Juweliere nämlich die charakteristischen Einschlüsse, die «Jardins», so als wären sie tatsächlich kleine Gärten. Diese enthüllen eine Miniaturlandschaft von exquisiter Schönheit, die uns die Herkunft des Steins verrät. Smaragde werden nach Farbton, Sättigung und Helligkeit kategorisiert. Selten und begehrt sind dunkelgrüne Steine mit intensiver Farbe. «Fura» ist der grösste ungeschliffene Smaragd der Welt: über zwei Kilogramm schwer und von unschätzbarem Wert.

Ein facettenreiches Juwel von unschätzbarem Wert war auch Modeschöpferin Gabrielle Chanel, die Modeschmuck den gleichen Stellenwert beimass wie echtem Schmuck. Sie trug beides zur gleichen Zeit. Auch sonst führte die Chanel ein recht unkonventionelles Leben. Sie reihte Liebhaber aneinander wie andere Perlen zu einer Kette. Einer davon war Grossfürst Dmitri Pawlowitsch, Cousin von Zar Nikolaus II. Er führte sie in die barocke Ästhetik Russlands ein, der das Maison in der aktuellen Haute-Joaillerie-Kollektion Le Paris Russe de Chanel eine Hommage erweist: mit wundersamen diamantenen Doppeladlern, strahlenden Sonnenmedaillons, turmalingrünen Ährenmotiven und Folkloremustern, die wie ein mit bunten Steinen übersäter Irrgarten aussehen.

Im Hortus Deliciarum, dem Garten der Köstlichkeiten, hat sich Gucci-Designer Alessandro Michele verlustiert. Was den einen prunkvolle mittelalterliche Klosterliteratur (der Hortus Deliciarum ist eine Enzyklopädie aus dem 12. Jahrhundert), ist den anderen exzentrische Körperdekoration. Michele entwirft denn auch Schmuck, der den Borgias genauso zu Gesicht gestanden hätte wie den Kardashians: Devotionalien wie Kreuze und mit Pfeilen durchbohrte Herzen (Cupido wäre entzückt) gesellen sich zu einem Bestiarium aus Edelstein verschlingenden Löwen, Fabelwesen, die vorne Panther und hinten Walfisch sind, und zu Colliers, die mehr Punk denn Parure sagen. Exakt in diesem Clash der Kulturen und Jahrhunderte liegt die Poesie der allerersten Gucci Haute Joaillerie, die sage und schreibe 200 Stücke – viele davon Unikate – umfasst. Frei nach dem Motto: «More is more and less is a bore.»

Ebenso wenig wird auf dem Roten Teppich mit Schmuck gegeizt. Dass dieser immer grüner wird, haben wir dem Schweizer Juwelier Chopard zu verdanken, hat sich das Unternehmen doch einer nachhaltigen und ethisch korrekten Gold- und Edelsteinbeschaffung verschrieben. 2016 ging Caroline Scheufele eine Partnerschaft mit Gemfields, dem weltweit grössten Produzenten von Farbedelsteinen, ein und stellte eine Sonderkollektion «Green Carpet» vor, für die verantwortungsvoll beschaffte Smaragde verwendet wurden. Die jährlich herausgebrachte Kollektion Red Carpet betört 2019 indes mit der Liebe, unter anderem gefasst in ein extravagantes Set aus Collier und Ohrringen, das mit Saphiren, Amethysten, Granaten, Topasen und Tsavoriten besetzt ist.

Eine Ritterin aus Leidenschaft brauchte es zweifelsohne, um Francesca Amfitheatrofs Schmuckkollektion «Riders of the Knights» für Louis Vuitton zu realisieren. Das Talisman-Amulett, dessen Zentrum ein Lapislazuli-Medaillon bildet, um das sich eine zweireihige Kette aus 70 Saphiren und 100 Smaragden legt, benötigte Monate für seine Fertigstellung. Ebenso virtuos spielt die Designerin mit grafischen Linien und architektonischen Formen, deren Designkomponenten an mittelalterliche Festungen mit Zugbrücken, Fallgattern und Ketten erinnern.

Die Liebe stand auch beim französischen Juwelier Van Cleef & Arpels im Zentrum des Schaffensprozesses: Romeo und Julia, das wohl berühmteste Liebespaar der Welt, ist jetzt endgültig unsterblich. Das Schicksal der zwei jungen Liebenden erfüllt sich in Gärten voller Edelsteine, deren flamboyante Mauern ihr Geheimnis beschützen. Über 100 figurative und abstrakte Stücke rühren ans Herz, so wie jene Szene auf dem Balkon, in der das Verhängnis seinen Lauf nimmt und Julia spricht: «Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die dich vorhin erschreckte.» Und es ist die Zuversicht, die aus dem satten Grün der kolumbianischen Smaragde spricht, die Efeuranken gleich den Balkon hochwachsen.

So bleibt zum Schluss jeder Geschichte der grüne Stein der Hoffnung, der seine Trägerin unter den Schutz der Götter stellt – so wollen wir es zumindest glauben. Und vielleicht wird aus dem gefallenen Engel Maleficent am Ende doch noch eine gute Fee.

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