Glanzblättchendekor oder mit Gold übersätes Email

Nur wenige Handwerkskünstler beherrschen dieses Fachwissen, bei dem winzige Goldblättchen auf wunderbar emaillierte Zifferblätter aufgelegt werden. In der Zurückgezogenheit der Kunstwerkstätten von Jaquet Droz besinnen sie sich auf unendliche Geduld und Sorgfalt, um althergebrachte Techniken des 18. Jahrhunderts zum Leben zu erwecken.

Jaquet-Droz-3Was wäre, wenn Leistungsfähigkeit nicht allein auf einer masslosen Ansammlung von hochtrabenden Superlativen beruhte? Was wäre, wenn das Aussergewöhnliche vielmehr hinter den Kulissen eines Ateliers zu Hause wäre, in dem gewissenhafte Handwerkskünstler mit grosser Leidenschaft ein Können aus einer anderen Zeit weiterpflegen? Rahmen und Philosophie des Glanzblättchendekors sind klar umrissen: In den Ateliers d’art von Jaquet Droz in Chaux-de-Fonds hat das Loblied auf die Langsamkeit schon lange die Verherrlichung der Schnelligkeit verdrängt. Das Streben nach Präzision betrifft seinerseits nicht nur die mechanische Kunst, sondern auch die Kunst, ornamentale Schätze aus der Vergangenheit zu holen.
Die Geschichte des Glanzblättchendekors ist eng mit der Vergangenheit der Uhrenmarke verbunden. Bereits im 18. Jahrhundert vereinte Pierre Jaquet Droz mechanische Virtuosität und kunstvolle Ornamente, als er diese ebenso seltene wie zarte Technik einsetzte, um seine unglaublichen Singvögel oder die Gehäuse seiner Jaquet-Droz-2emaillierten Taschenuhren mit Goldpailletten zu besetzen. Heute beherrschen nur wenige Kunsthandwerker diese Technik, bei der Goldpailletten – auch «Glanzblättchen» genannt – ausgeschnitten und anschliessend auf emaillierte Zifferblätter aufgelegt werden. Die ersten von Jaquet Droz in den letzten Jahren enthüllten Modelle waren noch mit Goldblättchen der damaligen Zeit verziert. Inzwischen haben die Handwerkskünstler eine Fachkenntnis entwickelt, mit der sie ihre eigenen Glanzblättchen oder Goldmotive herstellen können. Die sorgfältig auf das Metall des Gehäuses oder des Zifferblatts – die zur Akzentuierung von Textur und Tiefenwirkung der Elemente guillochiert werden können – aufgelegten Glanzblättchen werden anschliessend mit grossem Feueremail überzogen. Jaquet Droz beherrscht heute über 100 verschiedene Nuancen, deren Intensität von einer transparenten Emailschicht hervorgehoben wird. Eine ungeschickte Bewegung, eine kleine Unachtsamkeit oder eine falsch eingestellte Brenndauer können innerhalb weniger Sekunden die Arbeit von mehreren Tagen vernichten. Wenn der Kunst- emaillierer es jedoch schafft, sein Werk zu vollenden, hat die Zeit ein Wunder vollbracht und offenbart das Mass an Geduld, Talent und Geschicklichkeit seiner Handgriffe. Gestern wie heute braucht man goldene Hände, um die Zifferblätter von Emailuhren damit zu besetzen.

Die Uhrenfachjournalistin beleuchtet weniger bekannte Aspekte der Uhrmacherei und präsentiert auch Neuheiten.

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