Catherine Rénier CEO : Jaeger-LeCoultre

Welche Bedeutung hat das am SIHH 2019 vorgestellte neue Gyrotourbillon für Sie?

Unsere Master Grande Tradition Gyrotourbillon Westminster Perpétuel nach fünf Jahren härtester Arbeit vorstellen zu können, erfüllt nicht nur jene mit Stolz, die an dieser herausragenden Leistung mitgewirkt haben, sondern auch die gesamte Manufaktur. Wir haben beim Fachwissen über mehrachsige Tourbillons einen neuen Meilenstein gesetzt, indem es uns gelungen ist, es trotz zusätzlicher Komplikationen noch zu verkleinern. Es versinnbildlicht die Krönung der bereichsübergreifenden gemeinsamen Nutzung von Know-how und der Innovationsfreudigkeit von Jaeger-LeCoultre. Dieses neue Gyrotourbillon ist der Botschafter der einzigartigen uhrmacherischen Leistung unserer Manufaktur, die über 180 Handwerkskünste in sich vereint. Jaeger-LeCoultre fertigt seine Kaliber selbst. Dazu gehören auch diese Exemplare, die sich durch eine komplexe Kombination von Komplikationen auszeichnen und dennoch über eine handliche Grösse verfügen. Wir sind ständig darum bemüht, unsere Kaliber zu verbessern und neue Technologien oder ungewöhnliche Werkstoffe zu testen. Ob Forschung und Entwicklung, Labor oder Methoden: Alle unsere Teams arbeiten im Namen der hohen Uhrmacherkunst, wie Sie am SIHH 2019 am Beispiel des Gyrotourbillon sehen konnten. Aber es kündigen sich bereits andere aussergewöhnliche Kreationen an.

«Eine meiner Aufgaben besteht darin, die Schönheit dieser wirklich einzigartigen Manufaktur zu vermitteln.»

Was bringt Jaeger-LeCoultre das letztjährige Comeback der Polaris?

Wir haben ein offenes Ohr für unsere Kunden und konzentrieren uns gleichzeitig auf unsere Identität. Die Polaris und der Tribut an die Memovox seit dem letzten Jahr haben es uns nun ermöglicht, eine Kollektion zu modernisieren, die einem in den vergangenen Jahren im Herrensegment viel zu kurz gekommenen Bedürfnis nach sportlicher Eleganz entsprach. Diese sportlich-schicke Linie erinnert an die Geschichte von Jaeger-LeCoultre, bleibt ihren gestalterischen Merkmalen treu und erfüllt gleichzeitig die Erwartungen des Marktes. Männer aus aller Herren Ländern haben sie mit grosser Begeisterung begrüsst, und der Erfolg des Chronographen mit Metallarmband hat unsere Prognosen sogar weit übertroffen.

Lässt die Reverso die Herzen noch immer höher schlagen?

Ja! Jaeger-LeCoultre hat das Glück, auf diese Ikone mit zeitlosem Stil bauen zu können, deren historische Art-déco-Linien unvergänglich sind. Übrigens konnte die weinrote Reverso bei ihrer Vorstellung am SIHH einen ähnlichen Erfolg verzeichnen wie das Gyrotourbillon. Die moderne Farbe, die sich an die historischen Gestaltungscodes hält, fand grossen Anklang. Eine Ikone muss bewahrt werden. Sie ist sehr bekannt, aber wir können noch viele Geschichten über sie erzählen, um den Kreis ihrer Liebhaber zu vergrössern.

Jaeger-LeCoultre widmet den Jahrgang 2019 der «Kunst der Präzision». Geht es darum, die Manufaktur sozusagen im Dorf zu lassen?

Ja, dieses Thema rückt in erster Linie unsere Manufaktur ins Rampenlicht. Die Präzision gilt sowohl für die seltenen Berufe, die in unserer vom SIHH zur Miami Watches & Wonders weitergezogenen Ausstellung gezeigt werden, als auch für die Auswahl der Farbe Weinrot zum Beispiel oder für die Guillochierung der ultraflachen Master-Sonderausgaben, und selbstverständlich betrifft die Präzision bei den 1050 Bestandteilen des Gyrotourbillonwerks auch eine höchst anspruchsvolle Uhrmachertechnik. Diese 186 Jahre alte Institution ist immer noch von der gleichen Leidenschaft und der gleichen Menschlichkeit beseelt, die die Uhrmacherei, auch insbesondere dank ihrer präzisen Handgriffe, weiterbringt. Eine meiner Aufgaben besteht darin, die Schönheit dieser wirklich einzigartigen Manufaktur zu vermitteln.

Inwiefern kommt Ihnen Ihre vorhergehende Erfahrung bei Van Cleef & Arpels an der Spitze von Jaeger-LeCoultre zugute?

Sie ist in zweierlei Hinsicht wertvoll. Meine Erfahrungen am Geschäftssitz von Van Cleef & Arpels und in Asien sowie davor bei Cartier in den USA haben mir die Stärke verliehen, den Markt schnell zu verstehen, die kulturellen Unterschiede besser zu erfassen und bei der Entscheidungsfindung Zeit zu gewinnen. Insbesondere bei Van Cleef & Arpels ist der Respekt vor dem handwerklichen Können mit dem unserer Marke vergleichbar. Daher war es mir möglich, die Manufaktur auf ganz natürliche Weise zu betreten und mich wie zu Hause zu fühlen. Ich hatte sehr viel Zeit mit Juweliermeistern verbracht. Bei den Uhrmachern sind mir sofort die Würdigung der Handarbeit, die langjährige Erfahrung und der Austausch von Kenntnissen zwischen den Generationen aufgefallen. Über die Jahre finden sich auch ähnliche Werte in den authentischen Botschaften unserer beiden Marken wieder.

Ist die Tatsache, dass Sie wegen des neuen SIHH-Termins im April 2020 Ihre Neuheiten erst drei Monate später präsentieren können, mit einer tiefgreifenden Neuorganisation verbunden?

Nicht wirklich, denn die Beziehungen zu unseren Händlern sind dauerhaft. Wir kommunizieren tagtäglich und deswegen hat das keinen grossen Stellenwert. Es ist eine gute Nachricht, dass die Uhrenindustrie und beide Messen mit einer gemeinsamen und folglich stärkeren Stimme sprechen. Und das lässt uns eben etwas mehr Zeit, um die nächste Ausgabe vorzubereiten!

«Weitere aussergewöhnliche Kreationen kündigen sich bereits an.»

Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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