Kampfkodex

Farben, Funktionen oder Accessoires: Die Militäruhr hat so viele Gesichter wie es auf der Erde Armeen gibt. An einigen Stilmerkmalen können Sie jedoch mit Sicherheit erkannt werden. So knacken Sie die Codes.

Paul O’NEIL

Chefredakteur von WorldTempus.com

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Die drei militärischen Teilstreitkräfte haben jede auf ihre Weise zur Entwicklung der Armbanduhr beigetragen. Die Infanteristen des Ersten Weltkriegs trugen als eine der ersten Waffengattungen Uhren am Handgelenk und erschufen dabei das völlig neue Genre der Schützengrabenuhr. Wenig später wurden sie von den Piloten nachgeahmt. Deren Bedarf an präziser Zeitmessung bei der Wegpunktnavigation führte zu Funktionen wie dem Flyback-Chronographen. Und schliesslich produzierte die Marke Officine Panerai, die mit ihren Taucheruhren für italienische Kampfschwimmer im Zweiten Weltkrieg berühmt wurde, ihre Zeitmesser bis in die 1990er-Jahre ausschliesslich für militärische Kunden. Scannen Sie den QR-Code und sehen Sie sich auf WorldTempus weitere Uhren im Military Style an.

Die Militäruhr befindet sich mitten in einem Feldzug zur Eroberung der Handgelenke. Zweckorientiert, pragmatisch und robust – sie verfügt über alle Vorteile, die mit ihrer Funktion einhergehen. Gleichzeitig werden ihre ästhetischen Merkmale, ihre Farben und das Design von der Mode regelrecht vergöttert. Da die Militäruhr in verschiedenen Staaten zur Grundausstattung gehört, darf sie nicht zu kostspielig sein – ein heutzutage gewichtiges Argument. Daher präsentiert sich die Militäruhr in schlichtem Gewand. Kein Gold, gelegentlich Titan, aber vor allem Stahl. Sie ist eher grosszügig bemessen, sodass vor allen Dingen eine perfekte Lesbarkeit garantiert ist. Und schliesslich ist sie, wenigstens prinzipiell, für das Gelände gedacht. Es wird von ihr folglich erwartet, dass sie solide und zuverlässig ist. Adieu flaches Gehäuse und empfindliche Komplikationen! Das letzte charakteristische Merkmal sind die Armbänder. Leder eignet sich auf Dauer weniger gut als Metall oder gewebte Kunstfasern. Und wenn es sich dann noch nebenbei in ein Instrument verwandeln lässt, umso besser.

IN DER LUFT

Zur Berechnung von Flugbahnen und Geschwindigkeit brauchen Jagdpiloten einen Chronographen. Und damit sie mit der Nullstellung vor dem Starten einer neuen Zeitmessung keine Zeit verlieren, haben sie den Flyback-Chronographen zu ihrer Lieblingskomplikation erkoren. In der Vergangenheit wurde dieser Standard von der französischen Armee in ihrem Pflichtenheft zum Type-XX-Chronographen festgelegt. Breguet war Lieferant der ersten Stunde und bietet diese Zeitmesser auch heute noch – zu eher stolzen Preisen – an. Die Bomberpiloten hatten B-Uhren. Damit sie ihre Munitionen zu einem äusserst genauen Zeitpunkt abwerfen konnten, trugen sie grossformatige Uhren mit kontrastierenden und getrennten Stunden- und Minutenkreisen am Handgelenk– eine Tradition, die heute noch von Bell & Ross gepflegt wird. Für diejenigen, die noch höher hinaus möchten, bietet Oris das Modell Altimeter mit wahlweise in Fuss oder Metern graduierter Höhenskala.

ZULAND

Grenadiere brauchen keine fortschrittlichen Funktionen, sondern müssen mit ihrer Umgebung verschmelzen. Aus diesem Grund beschränkt sich die Militäruhr auf drei charakteristische Farben. Die erste ist Olivgrün, das noch nie so angesagt war. TAG Heuer nutzte die Gelegenheit mit der Aquaracer Khaki. Die zweite Farbe kommt zwar seltener vor, aber sandfarbene Töne gehörten schon immer zum Grundwortschatz der Militäruhr, genau wie die kürzlich neu überdachte Khaki Field von Hamilton. Die dritte Option ist der Tarnlook. Die Farbe spielt keine Rolle, auf das Motiv kommt es an. Es muss Verwirrung stiften und desorientieren, so wie bei den zahlreichen Modellen von Graham.

ZU WASSER

Die Taucheruhr hat ihren militärischen Pendants fast alles zu verdanken: die Vorgaben für Lesbarkeit, ihre Normen und ihre legendären Modelle. Hier lohnt sich ein Blick auf die Kommandos. Ihre Farbe ist schwarz, vorzugsweise komplett schwarz. Die Marke Panerai hat mit der PAM 616 eine ihrer fortschrittlichsten Uhren in diese Farbe gehüllt. Die Taucheruhr besitzt ein Gehäuse aus dem hochresistenten Verbundstoff Carbotech, der wie ein Tigerhai gestreift ist. Aber die Marine kommt nicht nur unter Wasser zum Einsatz. Ulysse Nardin setzt die Tradition der Chronometer für Decksoffiziere fort. Sie sind sehr gross, sehr gut lesbar, haben grosse Ziffern und waren nie blau, sondern hauptsächlich cremefarben oder schwarz wie die Marine Torpilleur.

AM HANDGELENK

Das NATO-Armband war noch nie so aktuell. Der Name hat seinen Ursprung in den für die NATO-Piloten gewählten Chronographenarmbändern. Sie sind aus gewebten Kunstfasern, robust, können einfach ausgewechselt und mit Klettverschlüssen versehen werden. Das Paracord-Armband, das durch die INOX von Victorinox bekannt wurde, ist aus dem gleichen Nylon wie Fallschirmleinen. Das gewebte Band kann auseinandergezwirbelt und als Survival- Instrument eingesetzt werden. Für einen kompletten Truppenauflauf fehlt nur noch das Bund-Armband: Es ist aus einem einzigen Stück Leder gefertigt, und in seiner Mitte befindet sich wie bei der Ranger von Tudor ein Medaillon, auf dem die Uhr aufliegt. Auf diese Art dienen die stilistischen Merkmale von Militäruhren wie beigefarbenes Super-LumiNova sowie schwarze oder graue Gehäuse mit PVD-Beschichtung als Vorbilder oder Inspirationsquellen für das robuste Design von Uhren für harte – urbane – Abenteurer.

Der Uhrenfachjournalist und regelmässige Korrespondent für WorldTempus.com schreibt unsere Rubrik Innovation in einem für alle verständlichen Stil.

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