Jaeger LeCoultre : Master Réserve de Marche Ultra Thin

Jede von Jaeger-LeCoultre präsentierte Neuheit wird ungeachtet ihrer Komplexität und Preisklasse von Kennern als neue Referenz im gigantisch grossen Uhrenangebot dieses zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts anerkannt.

Auch wenn die Marke aus dem Vallée de Joux nicht systematisch Rekordpreise an Auktionen erzielt, erachten Fachleute und Sammler sie als einen der solidesten Pfeiler der echten hohen Uhrmacherkunst. Jaeger-LeCoultre ist aufgrund einer beispielhaften Kommunikationsstrategie sowie vor allem der Geschichte und unfehlbaren Qualität der Produkte eine sehr begehrte Marke geworden, die mit überraschendem Naturell einen riesigen Erfolg in der breiten Öffentlichkeit mit einstimmiger Hochachtung der grössten Spezialisten zu verbinden weiss.

Die herausragende qualitative Kohärenz der Manufaktur bezüglich Management, Kommunikation, Ästhetik der Zeitmesser, intelligenter Innovationen sowie natürlich auch Meisterhaftigkeit der Werke erklären den Erfolg dieser Marke sowie die Tatsache, dass wir in unserem Prüfstand die Latte noch höher ansetzen als sonst üblich. Gegenstand dieses Prüfstands ist die am SIHH 2012 präsentierte Master Réserve de Marche Ultra Thin.

 

 

Ausstattung

Die fast 20-jährige Kollektion Master Control steht für Qualität und zeitlosen, aber doch evolutiven klassischen Stil. Die Abmessungen des Gehäuses dieser ultraflachen Gangreserve erinnern uns an längst vergangene Zeiten, in denen Uhren die Stunden noch mit diskreter Eleganz zu zählen wussten und unter den Hemdsärmel passten. Das ist zumindest unser erster Eindruck. Wir schwelgen in sentimentalen Erinnerungen an die Blütezeit der hohen Uhrmacherkunst zu Zeiten unserer Eltern oder gar Grosseltern. Dennoch handelt es sich unverkennbar um eine moderne Uhr, die wir in den kommenden Jahrzehnten garantiert mit Hochgenuss tragen können. Das Erfolgsrezept ist einmal mehr die Ausgewogenheit des Gehäuses und nicht die exakte Grösse: 39 Millimeter Durchmesser und 10 Millimeter Höhe. Diese Abmessungen scheinen heute zu Unrecht überholt. Selbst sogenannte ultraflache moderne Uhren weisen meist einen grösseren Durchmesser auf. Jaeger-LeCoultre hat mit dieser Grösse eine höchst diskrete und überaus elegante Uhr geschaffen. Die für unseren Prüfstand zur Verfügung gestellte Ausführung in Rosagold verfügt über ein elfenbeinfarben lackiertes Zifferblatt und die für die Kollektion typischen aufgelegten Indexe sowie Dauphine-Zeiger. Es verkörpert eine der bemerkenswertesten Vorzüge von Jaeger-LeCoultre: Es ist einfach, klassisch, nicht besonders originell in Sachen Technik und Ästhetik, und doch sind sich Laie wie Kenner einig, ohne es wirklich erklären zu können, dass es Qualität und Erfolg ausstrahlt.

Auch das Armband beeindruckt durch seine hochwertige Qualität: flaches Alligatorvollleder mit gerade geschnittenen Kanten. Die Geschmeidigkeit des Leders ist bemerkenswert und angenehm zum Tragen. Da es sich um eine extraflache Uhr handelt, verfügt es logischerweise über eine Dornschnalle.

 

 

Werk

Never change a winning team. Warum sollte man auch, wenn die Manufaktur wahrscheinlich über eines der besten Automatikkaliber aller Zeiten verfügt? Ja, wir kennen das Werk, ja, es wurde bereits von Jaeger-LeCoultre anderweitig verwendet. Es ist auch schon in Uhren anderer sehr prestigeträchtiger Marken der hohen Uhrmacherkunst zum Einsatz gekommen. Das spricht allein schon Bände über die Leistungen dieses herausragenden Kalibers. Beim Basiswerk dieses Kalibers 938 handelt es sich um das sagenumwobene Kaliber 889, das seit der Erstlancierung dieser Kollektion bekannt ist. Obwohl es ein sehr flaches Kaliber ist, erachteten die Uhrmacher von Jaeger-LeCoultre es nicht als ultraflach, weil sie bereits damals in der Lage waren, deutlich flachere Automatikwerke herzustellen. Die Abmessungen sind folglich fast standardgemäss, doch hier verfügt man zusätzlich über ein Automatiksystem sowie ein Modul mit Gangreserve, kleiner Sekunde und Zeigerdatum. Die standardmässige Dekoration (Genfer Streifen) ist perfekt. Mehr muss man wohl nicht sagen … schliesslich wurde das Werk bereits unzählige Male beschrieben (auch in dieser Rubrik).

 

 

Tests

Unsere Tests scheinen im Vergleich zu jenen, die jede Master Control beim Verlassen des Werks durchlaufen muss, geradezu ein Kinderspiel. Dieser 1000-stündige Test mit eingeschaltem Werk ist heute wahrscheinlich eines der besten Qualitätslabels überhaupt. Dennoch haben wir uns selbst von den Leistungen dieses Kalibers überzeugt. Das Automatikwerk ist zweifellos eines der besten je gefertigten (dabei handelt es sich natürlich nur um die persönliche Meinung des Verfassers dieses Artikels). Die Übersetzung ist so perfekt, dass die Feder fast mühelos in Rekordzeit aufgezogen wird. Das Segment der Schwungmasse in 22 Karat Gold und der herrliche Wechsler, der einen Aufzug in beide Richtungen ermöglicht, sind daran massgeblich beteiligt. Innerhalb weniger Stunden leichter Büroarbeit zeigt der Gangreservezeiger die maximale Autonomie von 42 Stunden an.

Die Ganggenauigkeit könnte den verschiedenen Chronometerkontrollstellen als Eichmass dienen. Die Amplituden lagen nach 0 und 24 Stunden zwischen 268° (vertikal nach 24 Stunden) und 288° (horizontal bei 0 Stunden). Noch beeindruckender sind die Gangergebnisse. Solche Resultate haben wir in dieser Rubrik noch nie gesehen. Alle Messungen zusammengenommen lag das maximale Delta bei 4 Sekunden. Jede einzelne Messung lag zwischen +2 und +6 Sekunden pro Tag. Obwohl wir mit ausgezeichneten Ergebnissen gerechnet hatten, bekam der Autor dieser Zeilen dennoch Zweifel an seinen Messinstrumenten, weshalb ab dem zweiten Tag alle Messungen auch noch mit einer zweiten Zeitwaage vorgenommen wurden. Die Ergebnisse waren die gleichen. Wenn Sie eine Uhr mit schönem, präzisem und zuverlässigem Werk suchen, ist das Label Master Control 1000 der beste Garant!

 

 

Fazit

Wie eingangs gesagt: Wenn man das Beste vom Besten in Händen hält, wird man automatisch noch pingeliger. Während der zehn Tage, die ich mit dieser Uhr verbrachte, habe ich auf jedes noch so kleine Detail geachtet. Doch noch nie hatte ich in der Vergangenheit eine Uhr mit so guten Ergebnissen und einem so guten Feeling. Alles, was wir Jaeger-LeCoultre vorwerfen können, ist, dass die Marke eine bereits vor fast 20 Jahren in der gleichen Kollektion lancierte und heute neu aufgelegte Uhr als Neuheit 2012 präsentiert. Das ist jedoch gang und gäbe und kann niemandem angekreidet werden, zumal es sich um ein klassisches kleines Wunderwerk handelt.


Der erfahrene Uhrmacher analysiert eine Uhr während einer Woche auf seinem Prüfstand, um den an technischen Details interessierten Lesern sein Fazit darzulegen.

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