Märkten 2011 : Japan und Frankreich

JAPAN
Das Erdbeben im März 2011 läutete auf dem japanischen Markt eine Trendwende ein. Aufgrund der drohenden Rezession konzentrierten sich die Konsumenten auf Einstiegsmodelle zwischen 100 000 und 300 000 Yen oder auf besonders teure Zeitmesser für rund 10 Millionen Yen. Nach dem Erdbeben entwickelte sich plötzlich eine Nachfrage für das mittlere Segment von rund 1 Million Yen. Gemäss dem Einzelhandelsleader «Isetan» gingen die meisten Uhren zwischen September und November für 600 000 bis 700 000 Yen bzw. 1 bis 1,5 Millionen Yen über den Ladentisch. Besonders beliebt sind traditionelle Modelle mit zeitlosem Design wie die Explorer von Rolex und die Portofino von IWC. Die Käufer legen Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Billigprodukte sind jedoch nicht gefragt. Kunden analysieren preisbestimmende Faktoren wie Details und Vollendungen. Kompakte und flache Modelle gewinnen immer weiter an Boden. Ein gutes Beispiel ist die Reverso Classic von Jaeger-LeCoultre. Gemäss «The Hourglass Ginza», die fast ausschliesslich über High-End-Produkte verfügen, zögern nun wohlhabende Kunden, die vor dem Erdbeben häufig komplizierte Uhren für rund 20 Millionen Yen erstanden, während jüngere Käufer sich besonders für folgende Patek-Modelle erwärmen: Ref. 5196 sowie Ref. 5119 mit dem Kaliber 215 (in ganz Japan ausverkauft). A. Lange & Söhne erfreut sich weiterhin der Gunst der Japaner, doch die Lieferungen aus der Schweiz verzögerten sich von September bis November. Die Nachfrage nach der Lange 1 und der Saxonia Jahreskalender übersteigt das Angebot.

 

FRANKREICH
Das Verkaufsvolumen in Frankreich ist besonders gross. Aus diesem Grund positionieren bestimmte renommierte Unternehmen Frankreich hinter den USA und Hongkong als drittwichtigsten Uhrenmarkt. Das Aufkommen der grossen Luxuskonzerne führte zu einer steigenden Geheimhaltung der Zahlen und verunmöglichte somit eine Überprüfung dieser Information. Es ist hingegen durchaus möglich, auch für Frankreich eine Liste der am besten verkauften Produkte sowie der wachsenden Marken zusammenzustellen. Alle befragten Häuser geben natürlich an, einen nicht unerheblichen Teil des Umsatzes mit Touristen zu erzielen. In den grossen Geschäften werden rund 70% der Produkte hauptsächlich von Asiaten gekauft. In den Boutiquen Südfrankreichs stammen die meisten Kunden aus Osteuropa. In den Randregionen erwerben hauptsächlich Einheimische Uhren. Abgesehen von den Käufen durch Ausländer ist der Markt in allen Regionen relativ klassisch und homogen. Ob in den grossen Einkaufshäusern wie Printemps Haussmann oder bei Einzelhändlern wie Maier in Lyon oder Les Montres in Paris begeistern sich die Franzosen weiterhin für die Stahlmodelle der Sportkollektionen von Rolex (Submariner, GMT-Master und Explorer). Der Juwelier Verhoeven in Dünkirchen gibt ebenfalls Rolex als Nummer eins gefolgt von Cartier an. Diese Rangliste stimmt mit den Angaben der anderen befragten Geschäfte insgesamt volumen- sowie wertmässig überein, sofern sie über die betreffenden Marken verfügen. In den grossen Geschäften folgt Omega mit sehr hohen Volumen Rolex dicht auf den Fersen. Dies ist jedoch in erster Linie auf die asiatische Nachfrage zurückzuführen, da das Herz der Franzosen eher für Vintage-Modelle wie die unvergängliche Speedmaster schlägt. Absolut gesehen und alle Boutiquen zusammengenommen zählt Jaeger-LeCoultre dank des Medienrummels zum 80. Geburtstag der Reverso-Modelle immer noch zu den Favoriten der Franzosen. IWC schien vor Kurzem auf diesem Markt ein wenig in der Luft zu hängen; doch nun hat die Manufaktur aus Schaffhausen auf den Wachstumspfad zurückgefunden und erfreut sich vor allem in der Hauptstadt steigender Beliebtheit. Unlängst ist auch der französischen Marke Pequignet mit ihrem Steckenpferdprodukt Rue Royale der aber noch zu bestätigende Durchbruch im Vertriebsnetz gelungen.
Bei den Damen findet Chanel nach wie vor grossen Anklang. Bestimmte Einzelhändler sprachen jedoch von einem ganz leichten Rückgang der Verkäufe dieser Marke gegen Jahresende. Im Vertriebsdschungel erzielen Longines, Zenith, TAG Heuer, Oris und Frédérique Constant (bei den glücklichen Partnern) mit ihren retrofuturistischen und elegant-klassischen Kollektionen aufgrund der aktuellen Konjunkturlage besonders schöne Erfolge bei urbanen Franzosen auf der Suche nach einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis.


Review overview
})(jQuery)