Guy Bove : Produktverantwortlicher TAG Heuer

TAG Heuer feiert dieses Jahr den 50. Geburtstag der Monaco. Was denkt der Designer über diese emblematische Kollektion?

Alle Designer träumen davon, an einem Formgehäuse arbeiten zu dürfen, und das der Monaco ist in der Tat sehr gelungen. Im Besonderen die grob geschnittene Ausgabe von 1969, die auch ohne die heute üblichen Raffinessen erstaunlich effizient war. Ihre rohe Kraft wird durch ein gelungenes Wechselspiel von geschwungenen Formen und den an den Seiten abgerundeten Konturen gemildert, deren interessanter Effekt sowohl das erfahrene als auch das unkundige Auge anzieht. Da wären zum einen die simple und starke Ergonomie der Drücker, die genauso gekonnt integriert wurden wie die Appliken auf dem Zifferblatt, und zum anderen die kreisförmigen Satinschliffarbeiten auf der runden Partie des Gehäusebodens. Das Ergebnis ist weitaus subtiler als wenn die Uhr aus einem einzigen rechteckigen Block bestanden hätte, aber nicht minder gewaltig. Die Monaco hatte 1969 das Zeug dazu, zu einer Ikone zu werden und es im Anschluss auch 50 Jahre lang zu bleiben.

Fünf Sonderserien sollen in diesem Jahr durch die Feierlichkeiten führen. Wie?

Das hat TAG Heuer an der Baselworld tatsächlich angekündigt: fünf Sonderauflagen, die die fünf Jahrzehnte des 50. Geburtstags widerspiegeln. Die erste wurde gerade erst am Grossen Preis der Formel 1 ins Monaco enthüllt, an dem TAG Heuer als Partner beteiligt ist. Weitere Events werden in den nächsten Monaten zur Lancierung der anderen Sonderserien stattfinden. Ihr Design basiert jeweils auf den Glanzzeiten der Monaco von 1969 bis heute. Die Fans der Kollektion werden Details aus jedem Jahrzehnt erkennen, genau wie die emblematischen Farben und Indexformen, die ihre Entwicklung widerspiegeln. Die Monaco besass zum Beispiel zwei verschiedene Zifferblattausführungen, eine mit horizontalen und eine mit abgeschrägten Indexen. In meinen Augen sind die Modelle mit horizontalen Indexen charismatischer. Aber auch die Ausführungen mit abgeschrägten Indexen sind sehr interessant, denn Letztere bilden einen Kreis auf dem quadratischen Zifferblatt. Die Uhr scheint auf diese Weise ein wenig kleiner zu sein, was mir gefällt. Auch die kreuzförmigen Zähler bei 10 Uhr oder die 1972 lancierten Zähler bei 3 Uhr haben ihren Reiz. Nur wer schnell und sehr aufmerksam ist, wird eines dieser Exemplare ergattern können.

Ein weiteres Ihrer Highlights 2019 ist die Umstrukturierung der Autavia. Kann man hier von einer Symbiose zwischen Design und Technik sprechen?

Absolut! Denn es ist die erste Kollektion, die übergreifend mit unserer Isograph-Technologie aus dem TAG Heuer Institute, der im Januar mit der Carrera Calibre Heuer 02T Tourbillon Nanograph vorgestellten, patentierten Spirale aus Karbonverbundwerkstoff ausgerüstet ist. Um über das Design der Autavia zu sprechen, muss man aber bis auf das Jahr 1911 zurückgreifen, als Heuer mit der Fertigung von auch damals schon patentierten Bordchronographen für Autos und später für Flugzeuge begann. Damals war der Besitz von Rennboliden mit einem gewissen Einkommen verbunden, insbesondere wenn ihr Armaturenbrett mit einem Chronographen ausgestattet war. Und ihre Gefährlichkeit ging ebenfalls mit einer gewissen Charakterstärke einher. Übrigens hatte auch ein Zeppelin-Eigentümer im Hinblick auf seine Überquerung der Vereinigten Staaten einen Bordchronographen erworben, genauso wie einige Flugzeugpiloten. 1933 konzipierte Heuer ein Exemplar, das sich sowohl für Automobile als auch für die Luftfahrt (auf Französisch «aviation») eignete. Daher kommt der Name Autavia – nebenbei bemerkt einer der ältesten in der Uhrmacherei. Mit ihren grossen Ziffern waren diese Bordchronographen ziemlich cool. In ihrem Kielwasser zeichnete Jack Heuer 1962 diese erste Uhr für TAG Heuer. Es war ein sehr gut lesbarer Chronograph, der die erste Drehlünette in der Geschichte der Autavia besass. Er markierte einen Wendepunkt für die Marke, die nun von Taschenchronographen und Zeitmessinstrumenten auf Armbanduhren umsattelte. Die Marke konzentrierte sich von nun an auf Lesbarkeit, Sport und die Drehlünette.

Wie möchte die moderne Autavia die Herzen der Kunden erobern?

Die Integration der Autavia in die Marke TAG Heuer und die Schaffung einer eigenständigen Kollektion geben ihr einen neuen Sinn und verleihen ihr eine zusätzliche Tiefe. Gleichzeitig handelt es sich hier um eine Hommage an die ersten Uhren von Jack Heuer. Die aktuelle Ausführung erinnert wieder an eine Borduhr und überzeugt durch die Drehlünette von 1962, den 1967 von Jack Heuer gezeichneten Mittelteil sowie die in Anlehnung an Armaturenbretter entstandene mehrstöckige Krone des Automatikmodells und der Chronographen, die in Bälde lanciert werden. Die Kunden werden dieses Erbe wiederentdecken und gleichzeitig in den Genuss der Isograph-Technologie und eines COSC-zertifizierten Werks kommen, die in einem bis 100 Meter wasserdichten Gehäuse mit Keramiklünette verpackt sind und mit zwei austauschbaren Armbändern verkauft werden: einem aus Stahl für die Werktage und einem Nato-Armband für das Wochenende zum Beispiel. Auf dem Zifferblatt sorgen Super LumiNova-Blöcke tagsüber für viel Relief und nachts für grosse Leuchtkraft. Last but not least ist es auch das erste Mal, dass TAG Heuer eine Bronzeversion vorstellt.

Ist der Motorsport auch weiterhin eine wichtige Inspirationsquelle für Ihr Design?

Natürlich. Durch den Verweis auf die Vergangenheit von Heuer, die eng mit dem Motorsport und der Luftfahrt verwoben ist, kann die Schlichtheit der Zifferblätter besser verstanden werden. TAG Heuer beweist am Beispiel der Autavia, dass die Marke Sportuhren erschafft, die sekundenschnell abgelesen werden können. Sie «sprechen» zu den Rennfahrern und greifen die Stilelemente der Armaturenbretter auf, deren Informationen bei hoher Geschwindigkeit mit einem Blick erfasst werden können.

Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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