De Bethune : DB28TIS8

Ausstattung:
Auch wenn die DB28TIS8 über ein traditionelles Gehäuse verfügen würde, hätte sie einen Artikel in unserer Rubrik verdient. Denis Flageollet, Mitgründer der Marke und «technisches Hirn», beglückte uns jedoch mit einem extrem innovativen und ästhetisch zeitgenössischen Gehäuse. Auf den ersten Blick scheint das Werk in einem herkömmlichen Behältnis mit einem Durchmesser von 43 mm zu ruhen. Doch der Schein trügt, denn das Gehäuse ist weder rund noch zylinderförmig. Eine Ausbuchtung bei 6 Uhr sowie eine schöne Öffnung über dem berühmten, sich drehenden Mond und eine intelligent bei 12 Uhr positionierte Krone. Somit ist die Achse zwischen 9 Uhr und 3 Uhr frei, um hier die Drehpunkte für die beweglichen (und in zwei Längen erhältlichen!) Bandanstösse zu fixieren. Diese sind zart und durchbrochen und schmiegen sich sanft um das Handgelenk. Die Buchstaben «TI» im Namen erklären, dass das gesamte Gehäuse aus Titan Grad 5 gefertigt ist. Diese Legierung ermöglicht eine perfekte Politur, garantiert die Robustheit des Ensembles sowie vor allem der mobilen Teile und macht die Uhr insgesamt durch ihr beeindruckendes Leichtgewicht extrem komfortabel. Die völlig frei liegende Krone ist gut greifbar und verschraubt. Dieser Zeitmesser hat kein Zifferblatt im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr eine Silberscheibe für die Minutenstellung, die an die Blütezeit der hohen Uhrmacherei erinnert.

 

Werk:
Das Kaliber DB 2115 mit Handaufzug symbolisiert das Nonplusultra in Bezug auf Ausführung und Vollendungen. Seine moderne Architektur und seine technischen Innovationen garantieren Ganggenauigkeit und optimale Einstellungsqualität. Zwei sich selbst ausgleichende und patentierte Federhäuser liefern während der gesamten Gangreserve eine beeindruckend konstante Energie. Der Träger kann sich dank der Drehmomentanzeige auf der gleichen Achse wie das Eingangsfederhaus zwischen 2 Uhr und 3 Uhr selbst davon überzeugen. Eine sehr diskrete Markierung bewegt sich zwischen einem Saphir (optimales Drehmoment) und einem Rubin (minimales Drehmoment). Diese Information wird durch eine Anzeige der Gangreserve (mit sechs Tagen angegeben) in einem Fenster im Gehäuseboden vervollständigt. Die Werkssymmetrie mit umgekehrten Zeigern liefert genügend Raum für die Unruhspirale in Silizium und Platin, die dank der Kombination beider Metalle ein optimales Trägheitsmoment aufweist. Brücken und Werksplatine sind schwarz galvanisiert und mit vertikalen Genfer Streifen dekoriert und bilden zur hochglanzpolierten Brücke der Minutenstellung einen schönen Kontrast. Die Unruh ist mit dem berühmten und spektakulären dreifachen Shockabsorber gesichert, der alle Stösse sanft abfängt. Bei der Spirale fiel die Wahl auf das berühmte Modell der Marke mit flacher Endkrümmung (De Bethune zählte zu den Pionieren bei der Verwendung von Siliziumspiralen) und somit beispielhaftem Isochronismus. Bei 6 Uhr steht der Mond im Rampenlicht! Der berühmte Kugelmond ermöglicht ein luxuriöses und komfortables Ablesen des Mondalters und zieht alle Blicke rundum magisch an.

 

Tests:
Die stark begrenzte Auflage (rund 250 Stück pro Jahr) von De Bethune erschwert es ungemein, einen der Zeitmesser für einen Prüfstand zur Verfügung zu stellen. Dank der emsigen Arbeit des Markenteams konnte uns aber dennoch ein bereits intern getragener Prototyp geliehen werden. Der Gang wurde bei vollem Aufzug und nach 24 Stunden gemessen. Die Gangreserve lag bei sechs Tagen und sechs Stunden. Die Zeitwaage beweist die absolute Effizienz des Duos aus Unruh und Spirale.  Die Amplituden sowie der gemessene Gang zeugen von höchster Güte. Bei jedem Aufzugsniveau lagen die Amplituden in horizontaler Lage zwischen 280° und 290° und in vertikaler Lage zwischen 270° und 275°. Die Gangabweichungen betrugen zwischen +3 Sekunden/Tag und +10 Sekunden/Tag in allen sechs Positionen bei einem Delta von 6 Sekunden/Tag bei vollem Aufzug und 7 Sekunden/Tag nach 24 Stunden. Der Aufzug und die Zeiteinstellung sind sehr angenehm, und in Bezug auf den Tragekomfort kann man sich nichts Schöneres erträumen.

 

Fazit:
Meiner Meinung nach zählt Denis Flageollet wahrscheinlich zu den besten Uhrmachern des 20. und 21. Jahrhunderts. Er weiss Werke nach den höchsten uhrmacherischen Ansprüchen zu fertigen und zu vollenden. Er kennt auch alle Punkte, in denen die mechanische Uhrmacherei noch verbessert werden kann, und ist in der Lage, dafür neuartige und effiziente Lösungen zu entwickeln. Gleichzeitig ist er ein sehr offener und innovationsfreudiger Mensch, der gleichermassen durch Bescheidenheit und Talent besticht. Was für eine Wohltat im Lande der egozentrischen Uhrmacher! Diese Lebenseinstellung spürt man auch in seinen Zeitmessern, die für sich selbst die beste Werbung machen. Kurz: Die «Aiguille d‘or» des Grand Prix d‘Horlogerie de Genève hat die Uhr absolut verdient und könnte auch eine Auszeichnung der gesamten Arbeit der Teams von De Bethune seit der Gründung der Marke darstellen.


Der erfahrene Uhrmacher analysiert eine Uhr während einer Woche auf seinem Prüfstand, um den an technischen Details interessierten Lesern sein Fazit darzulegen.

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