Saphir kann alles

Gläser, Gehäuse, Brücken und vieles mehr – der Saphir mischt bei allen Uhrenfunktionen mit. Das kostspielige, aber leistungsstarke Material glänzt ausserdem durch perfekte Transparenz.

Man könnte glauben, dass Saphir sich auf bekannte Oberflächenverwendungen wie Gläser und durchsichtige Gehäuseböden beschränkt. Es stellt sich jedoch heraus, dass Saphir unendlich vielseitiger ist. Uhren verwenden reine synthetische Saphire oder Korund, ein chemisch reines Aluminiumoxid ohne jeglichen Makel. Das unterscheidet ihn vom Edelstein. Neben seiner absoluten Transparenz besticht Korund auch durch seine extreme Härte von 1800 Vickers. Auf der Mohs-Skala steht nur noch der Diamant über ihm. Das macht ihn aber zu einem besonders schwierig und kostspielig zu bearbeitenden Material. Des Weiteren überzeugt er durch sein Leichtgewicht sowie – welch Überraschung – seine Fähigkeit, Töne zu erzeugen.

KOSTENFAKTOR

GMT_n50_Fr_ipad-254 - CopieSaphir wird vor allem wegen seiner Transparenz eingesetzt. Die spektakulärste und derzeit hoch im Kurs stehende Verwendung ist die Herstellung vollständig durchsichtiger Uhrengehäuse. Obwohl es heute rund zehn von diesen fast unsichtbaren Modellen gibt, schwankt ihr Preis zwischen CHF 400 000 und 2 Millionen. Hublot bietet die Big Bang Sapphire für rund CHF 50 000 an und stellt somit eine Überraschung und Ausnahme dar. Korund für Gläser in Scheiben zu schneiden ist einfach. Die Herstellung komplexer, konkaver, konvexer und durchbrochener Formen, d.h. von Gehäuseelementen, setzt hingegen viele Stunden Arbeit mit kostspieligen und leistungsstarken Maschinen voraus. Richard Mille behauptet, dass die Herstellung sowie das Polieren des Saphirgehäuses der RM 056 als erster Uhr ihrer Art insgesamt 1000 Stunden, d.h. zwei volle Monate, in Anspruch nehmen. Wir reden hier von einem Exemplar und noch nicht einmal vom Werk. Die Rebellion Magnum 540 Saphir mit ihren besonders komplexen Formen und Details verfolgt einen ähnlichen Ansatz.

FASZINATION

GMT_n50_Fr_ipad-255 - CopieSeine Kratzfestigkeit bescherte ihm ursprünglich seinen Einzug in das Innenleben von Uhren. Die in der Uhrmacherei verwendeten Rubine sind in Wirklichkeit synthetische, absichtlich eingefärbte Saphire. Auf diesen Drehzapfen lagern die Enden der Achsen der beweglichen Werksteile wie der Räder, die hier ohne Reibung oder Energieverlust drehen. Als farblose Variante steigert Saphir die Transparenz im Werksinneren. Er wird in immer grössere und komplexere Brücken und Platinen verwandelt. Bei seinem zweiten Abstecher in diese Welt präsentierte Richard Mille die RM 56-01, die zu über 90% aus Saphir besteht. Diese Transparenz übt eine grosse Faszination aus. Die Rotonde Astromystérieux de Cartier besitzt ein inmitten einer grossen Saphirscheibe zu schweben scheinendes Werk, das sich zudem um die eigene Achse dreht. Dieses faszinierende Schauspiel wird durch mehrere übereinandergelagerte durchsichtige Scheiben ermöglicht und ist dennoch nicht nachvollziehbar.

MUSIK

GMT_n50_Fr_ipad-260 - CopieNur wenige wissen, dass Korund auch über hervorragende akustische Eigenschaften verfügt. Es klingt ebenso glockenhell wie Kristallglas. Chopard meldete ein Patent für das Läuten der vollen Stunden an. Die L.U.C Full Strike ist somit die erste Minutenrepetition mit Saphirtonfedern. Der sehr melodiöse und lang anhaltende Klang ist auf den Umstand zurückzuführen, dass die Tonfedern aus dem gleichen Block geformt sind wie das Uhrglas. Die Klangwelle fliesst ohne Unterbrechung direkt vom Aufschlagpunkt der Hämmer an die grosse Resonanzmembran, d.h. das Glas, das als Lautsprecher dient. Korund ist zweifellos vielseitig, bleibt aber in der Verarbeitung technisch hoch anspruchsvoll.

Der Uhrenfachjournalist und regelmässige Korrespondent für WorldTempus.com schreibt unsere Rubrik Innovation in einem für alle verständlichen Stil.

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