Gutes Omen für die Auktion am 12.11.12

Im vergangenen Frühling nahm Christie’s in Genf erstmals die 15-Millionen-Hürde, aber mit 420 Losen. Aurel Bacs hatte damals als Verantwortlicher der Uhrensparte des internationalen Auktionsgiganten festgestellt, dass die Sammler eindeutig mehr Wert auf Qualität denn auf Schnäppchen legten: Seltene Lose in einwandfreiem Zustand waren sehr begehrt, sogar über dem Schätzwert, während herkömmlichere Objekte in normalem Zustand auch zu erschwinglicheren Preisen nur schwer Abnehmer fanden. Auch wenn die Auktion am 12. November wie immer sehr viele antike Zeitmesser, Taschen- und Armbanduhren sowie modernere Zeitmesser verschiedener grosser Marken (Audemars Piguet, Vacheron Constantin etc.) feilhält, heben sich drei Lose deutlich von der Masse ab.

 

 

3 Star-Lose

Erstmals kommen drei Patek-Philippe-Modelle in Platin von herausragender Qualität gemeinsam unter den Hammer, darunter eine Ref. 2499/100 von 1984, die Eric Clapton gehörte. Der berühmte Musiker und Uhrensammler hatte dieses Modell vor zehn Jahren von einer Privatperson gekauft, die es wiederum 1989 beim Verkauf von Habsburg Feldman (später Antiquorum) erstand. Es handelt sich dabei um eines der nur zwei von dieser Referenz je in Platin gefertigten Exemplare. Das andere befindet sich im Museum Patek Philippe. Der Schätzwert für dieses Modell, bei dem Seltenheit, prestigeträchtiger Hintergrund und herausragender Zustand reimen, beläuft sich auf CHF 2-4 Millionen. Im gleichen Preissegment, aber noch aussergewöhnlicher und origineller, ist die Platinuhr von Patek Philippe aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, die von einem texanischen Milliardär als Einzelstück bestellt wurde. Sie birgt ein 30-mm-Kaliber mit 13 Linien und einer extrem grossen Guillaume-Unruh, die vom renommierten Chronometermacher André Zibach für einen Präzisionswettbewerb des Genfer Observatoriums in den 50er Jahren entwickelt wurde. Dieser sehr gute Kunde von Patek Philippe besass bereits die erste Automatikuhr der Welt und wollte dieses Werk kaufen, in ein Platingehäuse einbetten und auf das Zifferblatt seinen Namen eingravieren lassen: Champion. Das einzige andere bekannte Exemplar dieses hochpräzisen Kalibers mit kleiner Sekunde bei 9 Uhr in einem Gelbgoldgehäuse befindet sich heute im Museum Patek Philippe. Der weniger extravagante dritte Zeitmesser dieses Star-Trios ist eine Ref. 1579 von 1946 mit herrlich patiniertem Zifferblatt, der ebenfalls aus einer Privatsammlung stammt. Weltweit sind nur zwei weitere dieser einfachen Patek-Chronographen in Platin bekannt, von denen einer bereits im Vorjahr in Genf für CHF 1,987 Millionen den Besitzer wechselte. Der untere Auktionspreis des diesjährigen Stücks wird deshalb auf rund eineinhalb Millionen geschätzt.

 

 

Emailkollektion

Eine europäische Liebhaberin dekorativer Kunst hat diese 20 in 15 Lose unterteilten Emailuhren, die in Genf für den chinesischen Markt gefertigt wurden, auf ihren Asienreisen in den 50er bis 70er Jahren mit viel Geduld gesammelt und anschliessend in einem Safe aufbewahrt. Neben Qualität und Vielfalt bestechen diese Uhren durch ihren bemerkenswert guten Zustand, den Liebhaber umso mehr zu schätzen wissen werden, als diese Uhren erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden. Sie wurden alle in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von grossen Marken wie Bovet, Piguet & Meylan und Vaucher gefertigt und zu Beginn der 60er Jahre vom berühmten Uhrmacher und Erfinder des Weltzeitsystems Louis Cottier aus Carouge gewartet. Sie haben sehr unterschiedliche Grössen und sind zum Teil sogar erstaunlich klein. Zwei Uhren von Piguet & Meylan mit Minutenrepetition aus den 20er Jahren verfügen über einzigartig feine Emailmalereien, die von Lissignol stammen sollen. Echte Schmuckstücke!

 

 

Modern hoch im Kurs

Von den zahlreichen Handelsmodellen der Herbstauktion stammen rund 40 aus zwei Privatsammlungen, die mit viel Liebe zusammengetragen wurden. Erstens die des 2009 verstorbenen Mäzens, Kunst- und Uhrensammlers Alessandro Grassi, die an zwei Auktionen verkauft werden: 34 moderne Uhren verschiedener Marken im November und ungefähr gleich viele nochmals im kommenden Frühling. Die zweite, nur aus Patek-Zeitmessern bestehende Kollektion heisst «A Gentleman’s Pursuit for Excellence Part 1» und gliedert sich in drei Lose, von denen das erste am 1. November versteigert wird und sieben aussergewöhnliche Uhren umfasst. Die Hartnäckigkeit, mit der der ehemalige Besitzer systematisch die schönsten Modelle des Markts bei Auktionen oder sonstigen Gelegenheiten für jede von ihm begehrte Referenz gekauft hat, macht dieses Los einzigartig. Darunter befindet sich eine Ref. 3448 in Weissgold, eine 530 in Gelbgold, eine 1463 in Rosagold sowie eine Taschenuhr mit Tourbillon. Fortsetzung folgt im Frühling und Herbst 2013.


Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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