Panerai : Luminor Composite Marina 1950

Ausstattung:

Design und Abmessungen des Gehäuses bergen durch ihre Treue zu den Modellen aus den 50er Jahren keinerlei Überraschung. Die kreisrunde Aussparung für das Zifferblatt im quadratischen Gehäuse, der unumstössliche Kronenschutz sowie der Druckhebel sind auch wieder mit dabei. Neu ist an diesem am SIHH 2011 enthüllten Modell in erster Linie die Werkstoffwahl. Während der blinde Wettlauf um den Einsatz neuartiger Materialien zahlreiche Marken zu mehr oder weniger zweifelhaften oder angemessenen Entscheidungen veranlasste, ist das Verbundstoffgehäuse über jeden Zweifel erhaben und entspricht perfekt den Grundwerten der Marke. Informationen über diesen Werkstoff und sein Herstellungsverfahren werden geheim gehalten. Panerai lässt nur verlauten, dass der Grundwerkstoff des Gehäuses Aluminium sei. Das Panerai-Composite werde durch eine elektrochemische Behandlung hergestellt, die die Oberfläche in eine synthetische Keramik mit einem höheren Härtegrad als Stahl verwandle. Wir verstehen leider nur zu gut, dass man uns keine weiteren Auskünfte und auch kein Muster zur Verfügung stellen konnte. Der Werkstoff an sich und das Behandlungsverfahren sind jedoch schon ein Garant für Langlebigkeit. Die Sandwich-Struktur des Zifferblatts mit Super-Luminova sowie die Zeiger sind schon lange in Bezug auf Design, Lesbarkeit, Helligkeit und Verarbeitungsqualität über jeden Zweifel erhaben. Für diese neue Referenz wurde eine farblich passende, exklusive, sandfarbene Luminova-Beschichtung gewählt. Angesichts dieser leicht dunkleren Farbe hätte man eine Einbusse der Leuchtkraft vermuten können, doch dem ist absolut nicht so, da diese Luminova-Variante ebenso stark reagiert wie eine C1. Die Dornschnalle ist übrigens aus auch dem Verbundstoff. Ihre ausgeprägte Form sichert den Armbandverschluss besser als ich je gesehen habe.

 

Werk:

Es handelt sich um das Manufaktur-Automatikwerk P.9000. Bauweise und Vollendungen erinnern an die grossen Werke, wie sie vor der Krise in den 70er Jahren gefertigt wurden: Effizienz, Funktionalität und Zuverlässigkeit über alles. Auf den ersten Blick könnten die zwar sorgfältigen Vollendungen des Werks spartanisch wirken. Und doch erwartet man genau das von einem Panerai-Werk. Die Designer haben ein einfaches, aber geniales und gut zum Gehäuse passendes Detail entwickelt: Sie tönten das Saphirglas des Bodens und verliehen dem Mechanismus so einen bernsteinfarbenen Glanz. Angesichts der grosszügigen Abmessungen der Gehäuse konnte die Marke aus Kohärenzgründen nicht zu kleine Werke verwenden, zumal das Gehäusevolumen immer perfekt ausgefüllt wurde. Dank Werken mit grossem Durchmesser garantiert Panerai maximale Robustheit und Zuverlässigkeit der Mechanismen sowie beständige und präzise Einstellungen.

Die Energie der Schwungmasse (mit grossem Trägheitsmoment) spannt die zwei Federn des Federhauses ungeachtet der Drehrichtung für eine Gangreserve von drei Tagen. Stunden und Minuten sind bei Panerai traditionsgemäss (von den früheren Taschenuhrwerken übernommen) im Zentrum positioniert, während die kleine Sekunde bei 9 Uhr angezeigt wird.

Ein Herausziehen der Krone auf die erste Position ermöglicht das schrittweise Vorstellen des Stundenzeigers (Stunde um Stunde). So kann man bequem die Zeitzone wechseln, ohne die Minuten zu verstellen, oder eine schnelle Datumskorrektur vornehmen. Dieses seit den 60er Jahren fast in Vergessenheit geratene System erweist sich bei diesem Zeitmesser als ideale Lösung.

 

Tests:

Panerai hat für Funktionen, Gangreserve (3 Tage), Frequenz (28 800 Halbschwingungen/Stunde) und Abmessungen eine so perfekte Kohärenz entwickelt, wie wenn die Marke immer noch das anspruchsvolle Pflichtenheft für die Offiziere der italienischen Marine erfüllen müsste.

Alle Gangkontrollen bestätigen diesen (guten) Eindruck. Bei 0 Stunden lagen alle Amplituden über 280°. Der in sechs Positionen zwischen 0 und +10 Sekunden/Tag gemessene Gang betrug ein Delta von sieben Sekunden. Nach 24 Stunden blieben die Abweichungen zwischen 0 und +10 Sekunden/Tag. Das Delta betrug maximal acht Sekunden, und die geringste Amplitude (vertikal) lag bei 269°! Wenn man wirklich unbedingt etwas zum Kritisieren finden will, könnte man von einem leichten Merkzeichenmangel sprechen. Normalerweise ist dies auf einen geringfügigen Präzisionsmangel beim Verstiften zurückzuführen, doch in diesem Fall wurde der Zeitmesser zuvor dem unerbittlichsten aller denkbaren Tests unterworfen (eine Woche Prototyp beim SIHH). Diese extrem geringe Ungenauigkeit verzeihen wir der Uhr also gern.

Das Werk ist folglich sehr effizient. Die Regelmässigkeit verdankt es nicht zuletzt den zwei mit langen Federn ausgestatteten Federhäusern. Die von Panerai angegebene Gangreserve von drei Tagen stimmt: Wir haben 74 Stunden gemessen.

Die Luminor ist so leicht, dass man sie am Handgelenk fast vergisst. Die Modelle der Marke in Stahl oder Gold müssen für den Tragekomfort ausserordentlich ergonomisch sein. Dieses Streben nach Ergonomie für das federleichte Gehäuse ist voll und ganz gelungen.

Die angegebene Wasserdichte von 300 Meter konnten wir nur bis 10 atm (d.h. 100 Meter) testen, selbstverständlich erfolgreich. Wir haben jedoch keinen Zweifel, dass dieser Zeitmesser auch bis 30 atm dicht ist (schliesslich ist es eine Panerai!).

 

Fazit:

Wenn die italienische Marine ihre Männer heute noch mit den besten Instrumenten ausstatten will, dann ist diese Panerai Luminor zweifellos das absolute Must, das all ihre Erwartungen viele Jahrzehnte lang treu erfüllen wird. All ihre Vorzüge untermauern die Kohärenz und das herausragende Fachwissen von Panerai. Ihre Werkstoffe und ihre Gehäusefarbe (in der reinsten Tradition der Militäruhren) sowie ihre Solidität, Zuverlässigkeit und Lesbarkeit machen sie zur absoluten und unanfechtbaren Referenz auf ihrem Gebiet.

Man kann Panerai nur dazu beglückwünschen, dass die Marke ihre Positionierung beibehalten hat und sich dort weiterentwickelt. An Konkurrenz mangelt es nicht, doch bisher scheint niemand dem florentinischen Unternehmen mit glorreicher Zukunft das Wasser reichen zu können.


Der erfahrene Uhrmacher analysiert eine Uhr während einer Woche auf seinem Prüfstand, um den an technischen Details interessierten Lesern sein Fazit darzulegen.

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