Zenith Defy Zero G

Der Gegenstand dieses Prüfstands ist ein Ausbund der jüngsten Forschungsergebnisse von Zenith im Streben nach Ganggenauigkeit. Der von der technischen Abteilung der Marke verfolgte Ansatz geht direkt einen der Faktoren an, die den Gang der Uhr beeinträchtigen, nämlich die Schwerkraft. Die Natur des Problems ist schon seit Huygens‘ Arbeiten zur Spirale und dem Isochronismus bekannt. Im 17. Jahrhundert hatten die Uhrmacher der Marine dieses Problem perfekt verstanden und die Chronometer auf Gyroskopen gelagert, damit sie ungeachtet des Seegangs jederzeit in horizontaler Stellung lagen. Mit dem Aufkommen der Taschenuhr im 17. und 18. Jahrhundert konnte diese Lösung aus den ziemlich offensichtlichen Gründen des Platzbedarfs nicht übernommen werden. Damals erfand Abraham-Louis Breguet das Tourbillon, das die vertikalen Positionen mischt, um einen durchschnittlichen Gang zu erzielen. Durch eine geschickte Platzierung von Hemmung und Spiralunruh auf einem gyroskopischen Modul bekämpft Zenith den Ursprung des Problems – unseren Untersuchungen zufolge mit grossem Erfolg.

AUSSTATTUNG:

Man könnte meinen, dass die Ausstattung zweitrangig ist, da Uhrenliebhaber sich vielmehr für die mechanischen Besonderheiten dieser Uhr interessieren. Das Design ist dem einer neu stilisierten Ikone der 1970er-Jahre würdig. Ausgehend vom Gyroskop ergibt sich die Architektur des Werks und des Gehäuses auf ganz natürliche Weise. Uns lag eine Titanversion vor, und sowohl ihre Optik als auch der Komfort und die Ergonomie der Defy Zero G sind dank der Bemühungen zur Verkleinerung des Gyroskops bemerkenswert. Dank dieser Schlankheitskur kann das Werk in einem 44-mm-Gehäuse mit einer Höhe von 14,8 mm untergebracht werden. Das entspricht einem Chronographen mit ziemlich vernünftigen Massen.

WERK:

El Primero: Ein Name und eine Bezeichnung, die bereits alles über die mit Spannung erwarteten technischen Merkmale dieses neuen Kalibers aussagen. Die neue Version verfügt über einen Handaufzug, was sicherlich zur niedrigen Höhe der Uhr beiträgt. Stunden und Minuten werden leicht dezentral angezeigt. Zu ihnen gesellen sich eine Gangreserveanzeige und eine kleine Sekunde. Natürlich verdankt dieses Kaliber seinen Namen der berühmten Familie von Hochfrequenzkalibern der Marke, die mit 36 000 Halbschwingungen pro Stunde oszillieren. Das alles in einem darüber hinaus miniaturisierten Gyroskop unterzubringen ist eine wahrhaftig herausragende Leistung. Die Verkleinerung dient nicht nur der Ergonomie der Uhr, sondern optimiert vor allem ihre Ganggenauigkeit. Das Kaliber 8812S bietet eine Gangautonomie von 50 Stunden, was in Anbetracht der Komplexität des Getriebes eine unglaubliche Leistung ist. Es stellt sich heraus, dass sie dank der durchgehend konstanten Ganggenauigkeit völlig ausreicht. Zwei ganze Rubriken würden nicht genügen, um die Intelligenz des gyroskopischen Systems zu würdigen und die Verwunderung zu beschreiben, die sich einstellt, wenn man es beim Ausgleich der Handgelenkbewegungen beobachtet. 139 der 324 Werksbestandteile gehören übrigens zum gyroskopischen Käfig als ausgeklügeltem mechanischem Wunderwerk im Dienste der Chronometrie. Die spartanische und industrielle Ausstattung lässt sich durch das klare Design und den sehr vernünftigen Preis erklären.

TESTS:

Zur Veranschaulichung der Testergebnisse ist dieses Mal keine Tabelle nötig, da die Unruh sich durch den Zauber des Gyroskops immer in waagrechter Stellung befindet. So nahmen wir eine erste Messung bei Vollaufzug und eine zweite nach 24 Stunden Gang vor. Um ganz genau zu sein, hätten wir uns gewünscht, den Gang direkt beim Tragen oder auf einem Simulator messen zu können, über den wir aber leider nicht verfügten. Die Trägheit des gyroskopischen Käfigs könnte ohne eine solche Ausrüstung schwer einschätzbare Variationen zur Folge haben. Da wir wissen wollten, ob die Reibungen des Gyroskops Amplituden- oder gar Gangabweichungen verursachen könnten, haben wir die Messungen zunächst in sechs verschiedenen Lagen durchgeführt. Das System erwies sich diesbezüglich als optimal, und die Unterschiede waren so gering, dass wir die Uhr schliesslich nur in vertikaler Position geprüft haben, um zu vermeiden, dass Gyroskop und Werk sich auf der gleichen Ebene und damit in der theoretisch ungünstigsten Lage befanden. Bei Vollaufzug betrug die Amplitude 292° bei einer Gangabweichung von +3 Sekunden pro Tag. Nach 24 Stunden lag die gemessene Amplitude bei 260° bei einer Gangabweichung von +4 Sekunden pro Tag. Das gesteckte Ziel scheint – zumindest bei statischen Messbedingungen – also gekonnt erreicht worden zu sein.


Christophe Persoz

Horloger

Der Weg, den Zenith zur Verbesserung der mechanischen Ganggenauigkeit eingeschlagen hat, ist bemerkenswert und hat den Verfasser dieser Zeilen überzeugt. Dieser Mechanismus bietet eine Lösung, die den Ursprung des Problems angeht, während die anderen bisher bekannten Mechanismen zum Ausgleich der Schwerkrafteinflüsse sozusagen auf den fahrenden Zug aufspringen, anstatt die Wurzel des Problems anzupacken. Andererseits scheint es, als stecke das Wettrennen um die Entwicklung sehr hoher Frequenzen gegenwärtig noch in den prototypischen Kinderschuhen, sodass keine Serienfertigung zu erwarten ist. Die 5-Hz-Grenze scheint sich also als Richtwert etabliert zu haben, und keine andere Marke kann von sich behaupten, diese besser zu beherrschen als Zenith mit den Kalibern El Primero, die seit 1969 ein Synonym für Ganggenauigkeit sind!

Der erfahrene Uhrmacher analysiert eine Uhr während einer Woche auf seinem Prüfstand, um den an technischen Details interessierten Lesern sein Fazit darzulegen.

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