HYT : HYT: Senkrechtstart einer neuen Ikone

Die 2012, im Jahr der Institutionalisierung der 12. Kunst (Kunst der Zeitmessung), lancierte Marke HYT überzeugte unmittelbar alle Sammler, die auf eine Revolution in der hohen Uhrmacherkunst warteten. Das einzigartige und antinomische Konzept der Fluidmechanik mit seiner vollständig neuartigen Form der Zeitanzeige sowie das charakterstarke Design gefielen auf Anhieb. Zur Erinnerung: Eine wässerige, mit Fluorescein angereicherte Lösung fliesst von einem flexiblen Reservoir über ein Röhrchen in einen anderen Behälter mit einer viskosen durchsichtigen Flüssigkeit, deren Moleküle die andere Flüssigkeit abstossen und eine Mischung beider verhindern. Zwei bei 6 Uhr positionierte V-förmige Bälge mit gegensätzlicher Bewegung, für die sich die Uhrmacher von Geschwindigkeitssensoren der NASA inspirieren liessen, steuern das Vor- oder Zurückfliessen der Flüssigkeiten: Beim Zusammenziehen des einen Balgs füllt sich der andere und saugt die Flüssigkeiten in einem Rohr für die Zeitangabe an. Bei 6 Uhr kehrt die neonfarbene Flüssigkeit ebenfalls durch den Impuls der präzise über einen Kolben gesteuerten Bälge in ihr Reservoir zurück. Dieses retrograde Hybrid-Werk mit einer Gangreserve von 8 Tagen (nur die H2) ist das Ergebnis einer erstmaligen Zusammenarbeit zwischen der Medizintechnik, aus der die Flüssigkeitstechnik stammt, und der Uhrentechnologie, für die sich die Verantwortlichen von HYT auf das Fachwissen von Chronode stützten. Acht Patente zeugen vom Innovationsstreben und der Komplexität des von Hydro Mechanical Horlogists entwickelten Produkts. Seit den ersten Anläufen ist viel Flüssigkeit unter den Titanbrücken hindurchgeflossen: Damals zählte die Marke vier Mitarbeiter – heute sind es fast 30. Durch die unternehmensinterne Beherrschung der Flüssigkeitstechnik stieg die Qualität und Quantität der gefertigten Zeitmesser, weshalb seit vergangenem Herbst 50 Stück pro Monat das Licht der Welt erblicken. Das Konzept gründet aber nicht nur auf einem Produkt, da innerhalb der Kollektion H2 mittlerweile dank der Unterstützung der Spezialisten von APRP unter der Leitung von Giulio Papi 19 Referenzen angeboten werden. HYT-CEO Vincent Perriard hat für diese neue Linie drei Stossrichtungen festgelegt: Farben, Werkstoffe und Flüssigkeiten. Die technologische Inszenierung der H2 ist noch ausgereifter als bei der H1, vor allem bezüglich des uhrmacherischen Dekors und der mechanischen Gleitöffnung des Zeitmessers: Spiralunruh bei 12 Uhr auf mikrokugelgestrahlten Titanbrücken, strukturierter zentraler und unmittelbar über die Bälge springender Minutenzeiger über dem Relief, Funktionsanzeige bei 3 Uhr und Anzeige der für das Einstellen der Uhr optimalen Temperatur. Neben der ursprünglich gelben Flüssigkeit sind nun in Sonderserien mit Gehäuse in Gold, Titan oder Platin auch Blau und Rot erhältlich. Sammler können sich schon auf weitere innovative thematische Überraschungen freuen. Siehe worldtempus.com.


Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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