Urban Jürgensen «The Alfred»

Das Comeback von Urban Jürgensen auf der Uhrenbühne sorgte nicht nur für viel Aufsehen, sondern scheint aufgrund der beeindruckenden Qualität der modernen Uhren sowie der Relevanz der Produktpalette auch langfristig ausgelegt. Die sehr überraschende «The Alfred» weckte unser Interesse und wurde von uns für diesen Prüfstand ausgewählt.

AUSSTATTUNG:

Banc-d'essai-1«The Alfred» wurde nach dem zur vierten Generation dieser berühmten Uhrendynastie gehörenden Jacques Alfred Jürgensen benannt. Sie spiegelt die für die Marke typische klassische Eleganz wider, die uns für diese Sonderserie mit nur einer Referenz mit einem 42 mm grossen Stahlgehäuse beehrt. Mit Ausnahme der ausgefallenen tränenförmigen Bandanstösse, deren Anfertigung und Verschweissung – hier in Edelstahl – ein spezifisches Fachwissen voraussetzen, birgt das Gehäuse folglich keine grossen Überraschungen. Die wie immer magisch den Blick anziehenden Zeiger lassen sofort erkennen, dass dieser Zeitmesser höchste Fertigungsgüte garantiert. Diese hatten wir bereits in unserem letzten der gleichen Marke gewidmeten Prüfstand hinreichend beschrieben. Besonders interessant finden wir das Zifferblatt von «The Alfred». Auch hier kommt wieder das Geheimrezept der Marke zum Tragen: Einfach und schlicht reimt mit perfekter Umsetzung. Die taubengraue Körnung sowie die eleganten arabischen Ziffern im Tampondruck sind von atemberaubender Schönheit.

WERK

Banc-d'essai-4Banc-d'essai-3Es handelt sich um das Kaliber P4, ein Handaufzugswerk mit zwei Federhäusern, die die Unruh mit einer Frequenz von 21 600 Halbschwingungen pro Stunde oszillieren lassen sowie eine Gangreserve von 72 Stunden (3 Tagen) sichern. Genau wie bei der Ausstattung geben sich auch hier Schlichtheit und Vollendungs- superlative ein Stelldichein. Aufbau und Abmessungen verheissen bei diesem Kaliber schon vor den Tests Zuverlässigkeit und Präzision. Die doppelten Ansätze des Unruhklobens betonen das visuelle Gleichgewicht des Kalibers sowie seine Symmetrie. Dieser Eindruck wird noch durch die strahlenförmig angeordneten Genfer Streifen verstärkt, die in der Mitte der Unruh zusammenlaufen.
Besonders bemerkenswert sind jedoch die vielzähligen einspringenden Winkel der verschiedenen Brücken. Jeder einzelne ist perfekt poliert und die Kanten sind spitz zulaufend. Eine so hohe Fertigungsgüte behalten die ganz grossen Namen der hohen Uhrmacherkunst nur noch wenigen besonders exklusiven grossen Komplikationen vor.

Banc-d'essai-5TESTS

Die Ergebnisse der Messtabellen sprechen Bände. Herausragend sind die sehr nahe beieinanderliegenden Gangresultate sowie der sehr geringe Energieverlust über einen längeren Gangzeitraum. Die Umsetzung des Aufzugs ist beispielhaft und sein Gesperr eine wahre Freude. Beim Tragen überzeugt «The Alfred» durch Komfort und perfekte Ergonomie.

Band-d'essai-ALL


Christophe-Persoz

CHRISTOPHE PERSOZ – Uhrmacher

Aufgrund ihrer klassisch-schlichten Eleganz könnte man «The Alfred» fast übersehen, obwohl diese Uhr auf ihre Art zukunftsweisend für die gesamte Uhrmacherei ist. In den vergangenen Jahrzehnten lieferten sich alle Marken einen (übertriebenen?) Wettlauf in Sachen Komplexität, der nicht nur die Qualität, sondern auch die Preise nach oben schraubte und sicherlich auch zur Systemkrise beitrug, die den Sektor heute beutelt. Die Schweizer Uhrmacher haben dabei die Grundlagen aus den Augen verloren und sind heute nicht mehr in der Lage, qualitativ hochwertige Uhren zu erschwinglichen Preisen zu fertigen. Mit einem Preis von unter EUR 15 000, der sogar bei jeder Bestellung einen Besuch der Werkstätten beinhaltet, zeigt «The Alfred» vielleicht einen neuen und gesunden Ansatz für die Uhrmacherei auf, die ihren Wurzeln zeitweilig ein wenig den Rücken gekehrt hat. Für diesen Preis erhält der Käufer einen Zeitmesser höchster Uhrmacherkunst, der den Vergleich mit den Modellen zahlreicher anderer, viel mehr von sich eingenommener Akteure der Uhrmacherei wahrlich nicht zu scheuen braucht.

Der erfahrene Uhrmacher analysiert eine Uhr während einer Woche auf seinem Prüfstand, um den an technischen Details interessierten Lesern sein Fazit darzulegen.

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