Zukunftsmusik : Legierungen / Magnetismus / Elektronik

Alle drei bis vier Jahre tauchen die neusten Technologien für die Uhren von morgen auf. Die Stars von gestern hiessen Silizium und Keramik. Diese heute gut beherrschten Hightech-Materialien sind mittlerweile weit verbreitet. An der Baselworld 2013 haben ihre Nachfolger das Erbe angetreten, das vielversprechender ist als je zuvor.

 

Legierungen
Bei den Werkstoffen, aus denen die Gehäuse hergestellt werden, suchen die Marken nach einer besonderen Eigenschaft, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Titan und Keramik reimen nicht mehr mit Zukunft. Bei Maurice Lacroix sind es Bestandteile für das Powerlite der neuen Pontos S Extreme. Dank der Beigabe von Zirkonium und Magnesium ist diese Legierung dreimal leichter und doppelt so kratzfest wie Stahl. HYT arbeitet mit der H1 Azo Project am Harz der Zukunft. Das durchsichtige Polyepoxid-Harz, das die Marke in ihr heissgeliebtes Neongelb färbt, ist viermal leichter als Titan und dreimal so abriebfest.

 

Magnetismus
Die Materialien definieren auch die Leistungen der Werke selbst. TAG Heuer wartet gleich an beiden Fronten mit Innovationen auf. Die MikroPendulumS verfügt über ein Chrom-Kobalt-Gehäuse (eine Premiere) und nutzt die magnetischen Eigenschaften von Samarium und Gadolinium. Diese unbekannten Metalle bilden ein Magnetsystem, das die regulierende Spirale ersetzt. Zwei dieser Hemmungen sind je in einem Hochfrequenztourbillon montiert. Breguet nutzt den Magnetismus auf andere Weise. Die 2012 präsentierte Classique Chronometrie 7727 wird nun in Serie gefertigt. Sie verwendet Magnete, um die beweglichen Teile der Hemmung schweben zu lassen. Die drastische Verringerung der Reibung und der gleichzeitige Einsatz von Silizium verleihen ihr eine Frequenz 10 Hz und herausragende chronometrische Leistungen. Der Magnetismus, einstiger Feind der Uhrmacherei, ist nun sogar in ihr Hirn integriert.

 

Elektronik
Magnetismus und Elektronik sind verwandt, wobei Letztere sich zum Hilfsmittel der Zeitmessung mausert. Bei Urwerk gründet das Konzept EMC dank eines Laserleseblocks und eines Prozessors auf der Ganganalyse der Uhr in Echtzeit. Je nach Ergebnis kann der Träger sein Werk für mehr Präzision selber einstellen. Bei Julien Coudray wird derzeit an der intelligentesten Schatulle aller Zeiten gearbeitet. Dank elektronischer Schaltkreise und einer Internetverbindung kann sie die Uhr des Besitzers automatisch auf die Lokalzeit einstellen und aufziehen. Später soll sie mit einem Roboterarm gekoppelt werden, der die durch eine gyroskopische Sonde aufgezeichneten Bewegungen des Trägers imitiert. Roboter haben also Zukunft. Bei Swatch leitet dieser Prozess eine komplette Revolution ein. Die Sistem 51 ist eine Automatikuhr mit nur 51 Bestandteilen, die zu 100% von Maschinen montiert werden. Das Regulierorgan wird automatisch per Laser justiert. Das Modell kostet keine 200 Franken! Eine echte Revolution, die noch hohe Wellen schlagen wird.

 

Legend: Maurice Lacroix Pontos S Extreme, Gehäuse in Powerlite


Der Uhrenfachjournalist und regelmässige Korrespondent für WorldTempus.com schreibt unsere Rubrik Innovation in einem für alle verständlichen Stil.

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