Als Erstes war ich sehr glücklich, wieder am GPHG vertreten zu sein, denn an diesem Wettbewerb nehmen jetzt fast alle bedeutenden Marken teil, und ich hoffe, dass dies auch in der Zukunft so bleiben wird. Es liegt im Interesse der ganzen Uhrenindustrie, sich auf einen Grand Prix als unanfechtbare Referenz, zu der er unzweifelhaft geworden ist, zu einigen. Das Dekor im Genfer Grand Théâtre ist spektakulär und der Weitblick der Gründer von damals beeindruckend. Ferner verleihen ihm die Teilnahme von eidgenössischen und kantonalen Behörden, die mittlerweile internationale Aura und vor allem die Zusammensetzung der Jury eine unvergleichliche Glaubwürdigkeit. Die Schaffung neuer Kategorien ist ebenfalls eine gute Idee, denn so können auch in unterschiedlichen Facetten der Uhrmacherei tätige Marken ausgezeichnet werden. Piaget hat den GPHG in der Vergangenheit stark unterstützt und wird es auch in Zukunft tun. Um auf Ihre Frage zu antworten: Wir waren natürlich sehr erfreut, zumal die ausgewählten Uhren für Piaget sehr typisch sind. Wir haben nicht die Uhren mit den meisten Edelsteinen, sondern die für unsere Marke zurzeit emblematischsten Modelle eingereicht.
Bei welchem Modell freut es Sie am meisten, dass es ausgewählt wurde?
Piaget ist als Spezialist für flache Uhren bekannt, und deshalb wundert uns die Auswahl der Altiplano nicht. Die Auswahl der Altiplano Scrimshaw in der Kategorie Kunsthandwerk war hingegen überraschender. Piaget hat in den 1960er- und 1970er-Jahren viel im Bereich der Handwerkskünste gemacht, ohne es jedoch an die grosse Glocke zu hängen. Mit unserer Kollektion Art & Excellence knüpfen wir seit ein paar Jahren erneut an diese Tradition an. Wir stellen diese Modelle normalerweise gemeinsam mit Schmuckkreationen zu Anlässen wie der Biennale in Paris aus. Diese Kollektion umfasst jedoch 38 in sehr begrenzter Auflage oder als Unikate gefertigte Modelle. Wir arbeiten schon lange mit Email, haben aber im Laufe der Zeit auch andere kunsthandwerkliche Techniken wie Bolino-Gravur (Federstich), Scrimshaw, Mikromosaik, Stickerei und Lack wieder aufleben lassen.
Was wünschen Sie sich noch für den Grand Prix d’Horlogerie de Genève?
Der GPHG ist heute gut strukturiert, die Jury sehr repräsentativ, und alles funktioniert bestens. Selbstverständlich müssten alle Genfer Marken begreifen, dass sie beim GPHG dabei sein sollten. Bei der Oscar-Verleihung nehmen auch alle Filmstudios teil, obwohl nur einige wenige ausgezeichnet werden. Der GPHG wirft ein positives Licht auf unsere Industrie, sorgt für Aufsehen und interessiert das breite Publikum sowie die Medien. Kurz und gut, er wirkt sich insgesamt positiv auf die ganze Industrie aus.
Piaget nimmt zum sechsten Mal an der Only Watch teil. Wie wichtig erscheint Ihnen diese alle zwei Jahre stattfindende Versteigerung?
Piaget war im Benefizbereich schon immer sehr aktiv. Wir unterstützen viele interessante Projekte bei der Mittelbeschaffung. Piaget erachtet das als wohltätige Aktion und nicht als Kommunikationschiene wie viele andere Marken. Die Only Watch sollte sich nicht zum Barometer für den Wert der Marken entwickeln. Ich weiss noch nicht, wie Piaget sich nach dieser nächsten Ausgabe verhalten wird und ob wir unsere Strategie diesbezüglich anpassen müssen.
Was halten Sie von der Erweiterung des SIHH um neun kleine unabhängige Marken?
Das stimmt mit der langfristigen Strategie überein: Der SIHH hat von Anfang an Marken wie Roger Dubuis oder Franck Muller aufgenommen und ihnen als Sprungbrett gedient. Die Logik bleibt die gleiche. Es handelt sich um Marken, die nun ihre Reife und Meisterhaftigkeit unter Beweis gestellt haben und zu einer hochwertigen Konkurrenz geworden sind. Das zeigt gleichzeitig auch, dass die Stiftung für hohe Uhrmachkunst gegenüber Richemont doch relativ unabhängig ist und sich selbst für die Langlebigkeit des Sektors einsetzt.
Sehen Sie trotz der ungewissen Konjunkturlage positive Entwicklungszeichen für die Uhrenindustrie?
Absolut. Es stimmt, dass man beim Lesen der aktuellen Wirtschaftspresse sehr depressiv werden kann. Ich stelle gleichzeitig jedoch fest, dass die meisten Konzerne weiter wachsen. Dies gilt beispielsweise für die Richemont-Gruppe, die für die ersten fünf Monate in Europa ein Umsatzwachstum von 16% in Euro und von 4% in konstanten Wechselkursen bekanntgegeben hat. Juwelieren geht es derzeit besser als Uhrmachern, weil sich Schmuck im Moment besser verkauft als Uhren. Ausserdem ist die Preissensibilität der Kunden allgemein gestiegen. Dennoch gehen weiterhin sehr komplizierte Zeitmesser und erlesene Schmuckuhren zu hohen Preisen über den Ladentisch. Es gibt auch heute noch Menschen, die neu reich werden, vor allem in China. Rein geografisch gibt es viele Veränderungen, denn die Kunden konsumieren nicht mehr unbedingt an den gleichen Orten und reisen viel mehr. Wir müssen es schaffen, ihre Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Die sehr vielfältige Medienlandschaft im Uhrensektor und die neuen digitalen Medien helfen uns dabei, genau wie die Markenboutiquen: Die Kunden sind heute überinformiert, doch das steigert auch ihren Appetit. Die Schlagkraft der Marken, die immer solider und kreativer werden als in der Vergangenheit, ist für mich ein gutes Omen. Unser Pioniergeist im Bereich ultraflache Uhren schützt uns nicht mehr vor der Konkurrenz. Dies gilt gleichermassen für Vacheron Constantin im Bereich Kunsthandwerk – trotz der langjährigen Federführung. Die Marken entwickeln sich heute in sehr vielen verschiedenen Nischen, und der Wettbewerb wird immer härter. Das wirtschaftliche Potenzial ist vorhanden, aber wir müssen flexibler sein als in der Vergangenheit.