Kolben und Spitzenhäubchen : Highlights des vergangenen Quartals – 04.13

Die Swatch Group übernimmt den Diamantkönig Harry Winston.

 

Jean-Christophe Babin, Präsident und CEO von TAG Heuer (wechselt zu Bulgari), und Ron Dennis, Exekutivpräsident der Gruppe McLaren, haben am Autosalon Genf ihre neue und exklusive Partnerschaft für die Formel 1 Vodafone McLaren Mercedes und McLaren Automotive angekündigt.

 

Hublot wird als offizieller Zeitnehmer und offizielle Uhr von Ferrari und der Scuderia von nun an auf den Formel-1-Wagen und am Handgelenk der Piloten zu sehen sein.

Wieder einmal liess der Weltuntergang auf sich warten. Die Maya-Apokalypse, gemäss der sich der Boden unter unseren Füssen auftun sollte, ist genauso wenig eingetreten wie der von Kassandrarufern heraufbeschworene Einbruch des Uhrenmarkts. Die Uhrenexporte bleiben zum zum Glück relativ hoch, vor allem im obersten Segment. Der amerikanische Markt tendiert wieder nach oben. Der chinesische Messias liebt immer noch vor allem hochpreisige Uhren, wenn auch schlichtere. Gemäss Nick Hayek, Präsident der Konzernleitung der Swatch Group, ist dies positiv. «Es gilt ruhig Blut zu bewahren», sagte er bei der Ankündigung der herausragend guten Jahresergebnisse seiner Gruppe. Unlängst tätigte er eine interessante Übernahme und ist nun Besitzer der Marke Harry Winston. So kann er einerseits sein Angebot für Damen ausweiten und andererseits eine Verankerung auf dem begehrten Markt der hohen Juwelierkunst anstreben. Die Gruppe LVMH hatte 2011 durch die Übernahme von Bulgari eine Konzentration in diesem Sektor ausgelöst. Jean-Christophe Babin wurde übrigens gerade zum CEO ernannt. Der ehemalige TAG-Heuer-Chef kann dort seine strategische Vision auf einem neuen, weiblicheren, luxuriöseren und exklusiveren Tätigkeitsfeld umsetzen.

 

Weiblichkeit

Dieser Stabwechsel dürfte die Damenuhrwelt ankurbeln. Das war übrigens auch das Credo des SIHH 2013. Die Messe stellte «Frau» ins Rampenlicht. Noch nie gab es weder anzahlmässig noch qualitativ gesehen so viele Neuheiten für Damen. Als Wachstumsmotor und kreativ anspruchsvoller Sektor stellt die Damenuhrmacherei ihre Autonomie erneut unter Beweis. Im bunten Luxussegment der Juwelierkunst reimte Kreativität bereits mit Poesie. Die meisten Neuheiten sind zwar Zeitmesser des oberen Segments, aber dennoch tragbar. Es handelt sich vor allem um von A bis Z für Frauen entwickelte Uhren und nicht um mit ein bisschen Wimperntusche angemalte Herrenmodelle.

 

Männlichkeit

Die Neuheiten für Männer sind in diesem Winter hingegen wirklich maskulin und duften nach Benzin. 2013 wird dieser Sektor ganz im Zeichen des Automobils stehen. Rolex eröffnete den Reigen im Januar. Der internationale Leader der Uhrmacherei wurde zum Partner und offiziellen Zeitnehmer des internationalen Leaders im Automobilrennsport ernannt – der Formel 1. Die goldene Krone krönt nun den am meisten verfolgten mechanischen Sport der Welt. Einige Wochen später lancierte IWC am SIHH die neue Ingenieur – ein Gedicht aus Titan-Kolben, Karbon-Karosserie und Keramik-Bremsen – ganz im Zeichen der Partnerschaft mit dem Rennstall Mercedes AMG Petronas. Richard Mille geht mit dem unbesiegbaren Rallyeweltmeister Sébastien Loeb auf die Piste, und Hublot krönt die Partnerschaft mit Ferrari durch eine neue Komplikationsuhr. Wenige Wochen vor der Baselworld sind schon mindestens 20 bedeutsame Marken auszumachen, die sich für eine Neuheit oder aus historischer Gewohnheit hinter das Steuer eines Boliden klemmen werden.

 

Chronograph

Achtung, ein Chronograph kommt selten allein. Dem Patent von Adolphe Nicole von 1844 soll 1815 eine Erfindung von Louis Moinet für astronomische Beobachtungen vorausgegangen sein. Die Marke präsentierte am 21. März einen vor Kurzem entdeckten «Compteur de tierces». Die Stempel auf dem Gehäuseboden beweisen, dass diese Uhr 1815 begonnen und 1816 fertiggestellt wurde. Sie gibt Auskunft über eine Sechzigstelsekunde, Sekunden, Minuten sowie Stunden auf einem 24-Stunden-Zifferblatt. Die Funktionen Start, Stopp sowie Nullstellung werden über zwei Drücker gesteuert. Die Uhrmacher überraschen uns immer wieder.


Brice Lechevalier ist Chefredakteur und Mitbegründer von GMT (2000) sowie Skippers (2001) und leitet WorldTempus seit der Integration in das Unternehmen GMT Publishing als Ko-Aktionär. 2012 entwickelte er die Geneva Watch Tour. Seit 2011 dient er als Berater des Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Im Bereich des Segelsports zeichnet er seit 2003 für die Veröffentlichung der Zeitschrift der Socitété Nautique de Genève verantwortlich. Er ist ferner Mitbegründer des 2009 ins Leben gerufenen SUI Sailing Awards (offizieller Schweizer Segelpreis) sowie des 2015 erstmals durchgeführten Concours d’Elégance für Motorboote des Cannes Yachting Festival.

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