Richard Mille : RM 017 Tourbillon Extra plat

Mit dem von dem Mann, der die Uhrmacherei des 21. Jahrhunderts erfand, entwickelten Tourbillon Extra Plat RM 017 präsentiert Ihnen GMT ein Remake von «Back to the Future». Diese emblematische Referenz ist zwar nicht mehr brandneu, enthält aber eine Reihe für Richard Mille typische, technologische Innovationen, die dank der visionären Einstellung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Marke bereits mehrfach weiterentwickelt wurden.

 

Ausstattung

Die RM 016 läutete für Liebhaber der Marke eine neue Gehäuseform ein. Ein wohl proportioniertes, entlang der vertikalen Achse über die ganze Länge gewölbtes und doch eindeutiges Rechteck. Die schlichten und fast minimalistischen Linien der für diesen Prüfstand zur Verfügung gestellten RM 017 machen die Komplexität des Gehäuseaufbaus, der allein schon mehr als 20 Arbeitsschritte und zahlreiche Arbeitsstunden voraussetzt, fast vergessen. Durch die obere Oberfläche wirkt ein rechteckiges Gehäuse immer grösser als ein gleich grosses rundes Gehäuse, und die RM 017 wartet mit imposanten Abmessungen auf: 38 mm Breite und 49,50 mm Länge. Die RM 017 ist wahrlich nicht diskret, eignet sich aber dennoch für den alltäglichen Gebrauch. Neben den später noch von uns beleuchteten technischen Aspekten ist die Gehäusehöhe von 8,70 mm ein bedeutender Garant für den Erfolg dieser RM 017. Diese relativ geringe Höhe sowie die zwei Abrundungen bei 12 und 6 Uhr verleihen dem kolossalen Ensemble dennoch eine atemberaubende Ergonomie. Die technische Struktur des Gehäuses ist ein fester Bestandteil des Designs. Lünette und Boden ragen über die Seiten des Gehäusemittelteils hinaus und schützen deren vertikale Satinierung. Auf beiden Seiten sind die zwei Säulen erkennbar, durch die die langen Schrauben Lünette und Boden mit dem Gehäusemittelteil in einer Sandwichstruktur verbinden und so die Dichte des Gehäuses sichern und seine Struktur noch stabiler machen. Ein imposantes, mit einem überraschenden Satin in Schwarz ummanteltes Armband stösst nahtlos an das 38 mm breite Gehäuse an und wird von einer genialen, mit einer Feder gesicherten Faltschliesse am Handgelenk befestigt. Obwohl das Werk ganz allein in der Mitte des Gehäuses zu schweben scheint, deckt ein Zifferblatt fast die gesamte Fläche ab. Es handelt sich um eine Saphirscheibe mit arabischen Superluminova-Ziffern. Durch eine raffinierte Aussparung des Zifferblatts können die Federhausbrücke sowie die Tourbillonbrücke auf gleicher Ebene bewundert werden: ein prächtiges Detail, das mehr erahnt als erkannt werden will – eben ein der höchsten Uhrmacherkunst würdiges Detail. Die kegelförmige Krone überzeugt gleichermassen durch ihre Ästhetik wie ihre Funktionalität, und die zart anglierten Dauphine-Zeiger sind ebenfalls wunderschön.

 

Werk

Es handelt sich um ein Werk mit Handaufzug und Regulierung per drehendem Tourbillon. Das alleinige Federhaus garantiert den Schwingungen des Regulierorgans während 72 Stunden eine Frequenz von 21 600 Halbschwingungen pro Stunde. Brücken und Platinen sind aus Titan Grad 5, was eine Skelettierung des Werks ohne Steifigkeitseinbusse ermöglicht. Der Einsatz von Titanprofilen vergrössert die Steifigkeit noch weiter. Stunden und Minuten werden im Zentrum angezeigt, während die Gangreserveanzeige diskret bei 2 Uhr erscheint. Der Funktionswähler befindet sich typisch für die Marke bei 4 Uhr. Der Aufzugs- und Zeiteinstellungsmechanismus dieses bemerkenswerten Kalibers ist genial. Bei normalem Einsatz mit eingedrückter Krone passiert nichts. Die Aufzugswelle ist von allen Aufzugs- und Zeiteinstellungsfunktionen entkoppelt. Ungewollte Manipulationen oder Stosseinwirkungen auf die Krone können so dem Mechanismus nichts anhaben. Erst beim Herausziehen der Krone um eine Position schaltet der Funktionswähler von «N» (neutral) auf «W» (wound), damit die Uhr aufgezogen werden kann. Beim erneuten Herausziehen in die zweite Position wechselt der Funktionswähler auf «H» (hours set) für das Einstellen der Zeit. Kommen wir jedoch nochmals auf die Einstellung «W» für das Aufziehen zurück. Die Krone überzeugt trotz ihrer ausgefallenen Form durch optimale Griffigkeit. Um die Feder bei vollem Aufzug nicht zu überspannen, wird der Mechanismus automatisch blockiert. Ein zweites Schutzsystem verhindert die Absorption der überschüssigen Energie dank einer von den Ingenieuren von Richard Mille entwickelten Krone mit Drehmomentkupplung. Welch ein Geniestreich! Richard Mille ist und bleibt der unangefochtene Innovator der Uhrmacherei, denn solche Ideen liefern echte Lösungen für Probleme, mit denen die mechanische Uhrmacherei seit Anbeginn kämpft.

 

Tests

Welche chronometrischen Leistungen verspricht die Uhrmacherei von morgen? Um die Auswirkungen des Aufzugsbegrenzers und der Krone mit Drehmomentkupplung auf den Gang zu analysieren, haben wir das Testverfahren leicht abgeändert. Wir haben den Gang und die Amplituden nach 60 Stunden gemessen, um zu sehen, wie gut der Restgang gegen Aufzugsende ist, sowie nach 48 Stunden und zweimal direkt nach Aufzug. Wir haben die Uhr folglich maximal bis zur Entkopplung der Krone aufgezogen und sofort die erste Messserie durchgeführt. Ohne grosse Überraschung waren die Ergebnisse hervorragend. Die Amplituden lagen in der horizontalen und vertikalen Stellung immer über 290° bzw. 265° und die mittlere Gangabweichung bei +3 Sekunden pro Tag in der horizontalen und +5 Sekunden pro Tag in der vertikalen Lage. Anschliessend haben wir eine Stunde später nochmals die gleichen Messungen vorgenommen, um sicherzustellen, dass es weder im Aufzugsmechanismus noch in der Federhausfeder eine Restüberspannung gab. Die Ergebnisse waren atemberaubend! Bei den Amplituden erhielten wir eine maximale Abweichung von 3°, während die Tagesgänge absolut identisch waren! Der Aufzugsbegrenzer sowie vor allem die Krone mit Drehmomentkupplung müssen als eine der bedeutsamsten Innovationen der modernen Uhrmacherei anerkannt werden, die hoffentlich eines Tages für alle Werke mit Handaufzug verwendet werden. Neben dem Schutzeffekt dieser Erfindung, der allein schon ihre Legitimität sichert, verbessert diese Krone die Präzision in den ersten Gangstunden signifikant. Diese Lösung ist zudem von einer mechanischen Reinheit, die auch die berühmtesten Uhrmacher der Vergangenheit neidlos anerkennen würden. Auch nach 48 Stunden Gang bleiben die Ergebnisse hoch präzise. Erst nach 60 Stunden liessen die Amplituden verständlicherweise etwas nach, blieben aber hinsichtlich der Präzision, die der Minutenzeiger bieten kann, absolut ausreichend. Die Ergonomie dieser intergalaktischen Uhr ist ebenfalls atemberaubend.

 

Fazit

Richard Mille wird definitiv als grosser Erfinder und Pionier in die Uhrmachergeschichte eingehen. Die Innovationen dieser RM 017 weisen den Weg für die Entwicklungen der kommenden Jahre. Wenn Ihnen das Design der RM 017 gefällt und Sie keine Angst haben, ein wenig aufzufallen, dann werden Sie diesen Kaufentscheid niemals bereuen.


Der erfahrene Uhrmacher analysiert eine Uhr während einer Woche auf seinem Prüfstand, um den an technischen Details interessierten Lesern sein Fazit darzulegen.

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